Quer durch den Treptow-Köpenicker Ortsteil Altglienicke will die Deutsche Bahn AG eine 110-Kilovolt-Überlandleitung spannen. 34 Strommasten mit Höhen von bis zu 40 Metern sollen entlang der Fernbahntrasse von Schönefeld zum Grünauer Kreuz aufgestellt werden. Anwohner befürchten gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Elektrosmog und eine Verschandelung des Ortsbildes, doch jahrelange Proteste haben bisher nichts gefruchtet.
Die vorgesehene Trasse der Hochspannungsleitung führt sehr nah, teilweise nur zehn Meter, an Wohngebäuden vorbei. Schon die Bahnlinie, an der die Masten stehen sollen, zerschneidet Altglienicke: Sie wurde in den Jahren der Teilung zur Umgehung West-Berlins mitten durch die Siedlung gezogen, zahlreiche Straßenverbindungen sind dabei gekappt worden.
Die Altglienicker Bürger hatten 2003 im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens über 1000 Einwendungen geschrieben. Doch sie stießen bei der Bahn auf taube Ohren: Die elektromagnetischen Felder der Hochspannungskabel seien ungefährlich, eine unterirdische Verlegung der Kabel sei technisch nicht möglich. Eine Führung der Trasse entlang der Bundesstraße 96a, wo sie weit weniger Anwohner betroffen hätte, wurde abgelehnt.
Die Bahn produziert ihren eigenen Strom und unterhält ein eigenes Leitungsnetz. Der Bau der Leitung von der Genshagener Heide in Brandenburg bis zum Grünauer Kreuz wird schon seit über vier Jahren geplant. Im Oktober 2006 erteilte schließlich das Eisenbahnbundesamt die Genehmigung für den Brandenburger Teil der Trasse. Schon einige Wochen vorher stellte die Bahn dort die ersten Masten auf. Für den Berliner Abschnitt wurde die Genehmigung für Anfang 2007 erwartet – sie lag bei Redaktionsschluss aber noch nicht vor.
Jens Sethmann
MieterMagazin 1+2/07
Stromleitung in Altglienicke: Der Anwohnerprotest stößt bei der Bahn auf taube Ohren
Foto: Jens Sethmann
18.07.2013