Das neue Jahr beginnt für viele Stromkunden mit einer saftigen Preiserhöhung: Vattenfall Europe schlägt Privatkunden satte 9,9 Prozent auf den Grundversorgungstarif auf und befindet sich damit in schlechter Gesellschaft mit vielen anderen Stromanbietern.
Mindestens jeder zweite Haushalt in Deutschland muss seit Januar mehr für Strom bezahlen. 500 Stromanbieter haben zum Jahreswechsel Preiserhöhungen von durchschnittlich 7 Prozent angekündigt, weitere 41 ziehen am 1. Februar nach.
Die meisten begründen dies mit der gestiegenen Umlage zur Förderung von Ökostrom nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Tatsächlich ist die EEG-Umlage zum 1. Januar 2011 um rund 1,5 Cent auf nun 3,53 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Hintergrund ist, dass 2010 insgesamt mehr Einspeisevergütung für den zunehmenden Anteil von Strom aus regenerativen Quellen gezahlt wurde. Denn viele Hausbesitzer hatten sich noch schnell eine Photovoltaikanlage aufs Dach montieren lassen, bevor die Solarstromvergütung zum 1. Juli und nochmals zum 1. Oktober 2010 gekürzt wurde. Das löste einen regelrechten Solarboom aus und entsprechend mehr Sonnenstrom musste vergütet werden.
Allerdings: Die Preiserhöhung von Vattenfall falle höher aus als die Ökostromumlage und sei nicht angemessen, kritisiert Berlins Verbraucherschutzsenatorin Katrin Lompscher. Zudem führt laut Bundesnetzagentur die steigende Menge erneuerbarer Energie auf der anderen Seite zu sinkenden Großhandelspreisen, weil sukzessive teure Kraftwerke aus dem Markt gedrängt würden. „Verbraucher sollten nicht in vollem Umfang mit der erhöhten EEG-Umlage belastet werden“, schlussfolgert deshalb Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur. Das Verbraucherportal Verivox hat auf Grundlage des Erzeugerpreisindex Strom des Statistischen Bundesamtes ausgerechnet, dass die Einkaufspreise für Stromanbieter zwischen Oktober 2008 und Oktober 2010 um rund 20 Prozent gefallen sind. Im gleichen Zeitraum seien die Preise für den Verbraucher jedoch um acht Prozent erhöht worden.
Die Preispolitik insbesondere der großen Stromkonzerne steht schon seit Jahren in der Kritik. Umgehen lassen sich überhöhte Strompreise am einfachsten, indem man verschiedene Anbieter miteinander vergleicht und gegebenenfalls wechselt.
Kristina Simons
MieterMagazin 1+2/11
Vattenfalls Strompreiserhöhung zum 1. Januar ist unangemessen, sagt Berlins Verbraucherschutz-Senatorin Katrin Lompscher
Foto: Christian Muhrbeck
Tarifrechner im Internet:
www.verivox.de,
www.tarifvergleich.de,
www.wer-ist-billiger.de
30.01.2022