Betr.: MieterMagazin 12/2011, Seite 4, Leserbriefe zu „Sprachpanscherei“ und „Fremdsprachenkorrespondenz“
Die Mieterhöhung anrempeln?
Ein paar Jahrhunderte hat man in deutschen Landen in „besseren Kreisen“ nach Möglichkeit französische Begriffe benutzt. Wer französisch sprach, galt als gebildet. In unserem Jahrhundert sind es eben Anglizismen, die bei uns so beliebt sind. Das klingt international, weltoffen, polyglott, so modern und multikulturell. Sind wir nicht alle „Global Player“? Das geht auch wieder vorbei.
Tatsache ist: Das Wort „checken“, aus dem Englischen „checking“ (Hemmung, Kontrolle) ist zwar in einer merkwürdigen Weise eingedeutscht und phonetisch leicht mit dem Englischen „chicken“ zu verwechseln. Aber sei’s drum: Schließlich steht das Wort inzwischen auch im Duden – dem Allerheiligsten der deutschen Sprache. Aber was lese ich da zu meinem Erstaunen?
checken (Eishockey behindern, [an]rempeln; bes. Technik kontrollieren; ugs. auch für begreifen). Eine Verwendung von „checken“ im Sinne der Überschrift des MieterMagazin-Titels vom Oktober 2011 für „überprüfen“ scheint mir falsch zu sein, zumindest unangebracht. Wie wäre es mit dem einfachen deutschen Wort „prüfen“? „Prüfen Sie Ihre Mieterhöhung!“ – klingt das nicht hübsch und ordentlich, der Sache und dem BMV angemessen?
Sprache und Wörter sind Kommunikationsmittel, die, wie alle wissen, die beruflich oder aus Leidenschaft schreiben, furchtbar schnell auch missverstanden werden können. Deshalb mein Appell an alle, die der Schriftsprache mächtig sind: Überlegt lieber zweimal, wie ihr etwas ausdrückt. Es lohnt sich!
J. Robrandt per E-Mail
Nonsens
Dem Missvergnügen von G. Erdmann kann ich voll zustimmen. Man sollte sich schon am Anfang zu Wort melden, ehe die ganze Zeitschrift in Dummdeutsch geschrieben wird. Dieser Ausdruck ist keine Beleidigung, sondern Titel von zwei Büchern zu diesem Thema. Mitnichten verstehen alle Deutsche Wörter in englischer Sprache. Es wird auch vergessen, dass viele Deutsche als erste Fremdsprache nicht Englisch, sondern Russisch lernten. Eine Verwandte von mir fragte immer ihren Sohn nach den entsprechenden Ausdrücken.
Wir pflegen eine lange Freundschaft mit einigen Engländern. Auch die staunen immer wieder über seltsame Veröffentlichungen mit deutsch-englischem Mischmasch. Einmal stand ein Freund kopfschüttelnd vor Werbeplakaten. Sein deutscher Großvater hatte ihm einige deutsche Wörter beigebracht, die er wohl lesen, aber nicht sprechen konnte. Er meinte, die englischen Wörter seien völlig sinnlos in die deutsche Sprache eingefügt. Mein Freund sagte dazu: Nonsens.
Bitte pflegen Sie in Zukunft unsere Sprache, lassen sich grüßen und danken für Ihre Arbeit.
J. Hoffmann, 12099 Berlin
Englisch wird ja auch nicht verdeutscht
Auch ich finde es unerhört, dass man sich in den Medien nicht der deutschen Sprache erinnern möchte, nur weil die Aussprache eines bestimmten Wortes in englischer Sprache interessanter erscheint. War der Kurfürstendamm oder die Schloßstraße in Steglitz einst die Einkaufsmeile, so ist sie heute zur Shoppingmeile geworden. Wofür habe ich eigentlich in der Schule einst die deutsche Sprache erlernen müssen? Kein Engländer oder Amerikaner würde auf die Idee kommen, Teile seiner Muttersprache zu verdeutschen, weil sich diese interessanter anhört.
D. Oberbeck per E-Mail
Lächerlich und schädlich
Die sich nicht nur modisch, sondern geradezu wie eine Pest ausbreitende aufdringlich-gespreizte Verwendung von Amerikanismen, überwiegend sogar in Fällen, wo es durchaus brauchbare und längst eingeführte deutsche Entsprechungen gibt beziehungsweise gab, zeugt keineswegs von gewandter und souveräner Weltläufigkeit, sondern von dümmlicher Nachäfferei und geringer Selbstachtung. Sie ist so lächerlich wie kulturell schädlich. Zur beklagten zunehmenden Bedeutungslosigkeit des Deutschen, einer der besonders reichen Kultursprachen, wird in Deutschland ein bedeutender Beitrag geleistet. Das geht sogar mit urdeutschen Wörtern („Das macht Sinn“). Leider ist das MieterMagazin davon nicht ausgenommen, wenngleich bei weitem nicht das schlimmste Beispiel. Aber man könnte ja mal Vorbild sein. Allerdings: Auf die Einstellung kommt es an! Vielleicht ist es inzwischen auch einfacher und populärer, dem Mainstream zu folgen und den modischen Lifestyle bedienen. Übrigens: Die angemessene Verwendung von Fremd- und Lehnwörtern, wie seit eh und je im allgemeinen Sprachgebrauch üblich, hat hiermit nichts zu tun.
E. Wallis per E-Mail
Pflege oder Verfall
Da ich den Beitrag von G. Erdmann mit Interesse gelesen habe, möchte ich Ihr Angebot zur Diskussion annehmen. Sicher war die Darstellung etwas überspitzt, doch trifft sie den Kern des Problems. Dabei geht es nach meiner Meinung in den angesprochenen Beispielen nicht vordergründig um die Verständlichkeit, sondern vor allem um die journalistische Aufgabe, in allen öffentlichen Medien zur Erhaltung und Pflege der deutschen Sprache als Kulturgut beizutragen. Denn entsprechend der großen Verbreitung dieser Medien fördern deren journalistische Beiträge die Pflege der deutschen Sprache oder deren weiteren Verfall. Da sich in unserer Zeit das Lesen und das Hören überwiegend auf die Medien stützt, wird durch die häufige Anwendung von nicht nötigen Anglizismen und eines oberflächlichen Stils dem Verfall der deutschen Sprache Vorschub geleistet. Diese Problematik ist wie angesprochen nicht auf den Mieterverein und dessen MieterMagazin begrenzt.
S. Pohlink per E-Mail
MieterMagazin 1+2/12
31.03.2013