Ende November 2012 hat der Bund die 11.350 Wohnungen des staatseigenen Unternehmens TLG (Treuhandliegenschaftsgesellschaft) Wohnen an das private Unternehmen „Hamburger TAG Immobilien AG“ verkauft. „Mit dem Verkauf sind Preissteigerungen vorprogrammiert“, so der Direktor des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten. Das Bundesministerium für Finanzen hingegen besänftigt: „Durch entsprechende vertragliche Regelungen ist sichergestellt, dass der geltende Sozialplan nicht durch missbräuchliche Gestaltungen unterlaufen werden kann.“
Der Kaufpreis für die TLG Wohnen betrug 471 Millionen Euro – keine Peanuts für die TAG, auch wenn dieses börsennotierte Unternehmen mit einem Bestand von rund 69.000 Wohnungen zu den Großen der Branche zählt und 2011 rund 83 Millionen Euro Gewinn vor Steuern eingefahren hat.
Die Erfahrung lehrt, dass solche Privatisierungen in der Regel mit Mieterhöhungen einhergehen, um die Gewinne zu steigern. Ein Schutz der Mieter gilt nur begrenzt bis Ende 2017 – was danach kommt, bestimmt der private Eigentümer.
Für TAG-Chef Rolf Elgeti (Branchen-Spitzname: „Rolfinator“) ist Wohnen in Deutschland „zu billig“. Seine Prognose: „In den Speckgürteln werden die Mieten und Preise noch steigen.“ Der Randbereich von Berlin gehört zu seinen Lieblingsstandorten. Für ihn ist die TLG Wohnen daher ein Leckerbissen, gehören ihr doch rund 970 Wohnungen in Strausberg, 135 in Potsdam und 68 in Hennigsdorf. In Berlin verfügte die TLG lediglich über 55 Wohnungen.
Elgeti in einem Interview mit dem „Handelsblatt“: „Alles, was gut aussieht, was jeder haben will, ist für mich uninteressant.“ Er konzentriert sich auf Objekte, die „gut in der Gewinn- und Verlustrechnung aussehen“. Da kam ihm die TLG Wohnen gerade recht: Allein 2011 konnte sie über 18 Millionen Euro Überschuss verbuchen.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 1+2/13
Eines der 55 TLG-Wohngebäude in Berlin: Max-Beer-Straße 3-5 in Mitte
Foto: Christian Muhrbeck
05.06.2013