Bei der Vorstellung des neuen Marktmonitors des Verbandes der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen (BBU) lobte Vorstandsmitglied Maren Kern ihre Mitgliedsunternehmen in den höchsten Tönen. Diese seien „schon immer mit eingebauter Mietpreisbremse unterwegs und sorgten so mietendämpfend für Wettbewerb“. Die Bestandsmieten seien auch 2012 moderat gestiegen. Doch so manche Einschätzung hält einem Fakten-Check nicht stand.
„2013 zogen 164.000 Menschen nach Berlin, von denen 60.000 jünger als 25 Jahre waren“, erklärte Maren Kern bei der Vorstellung des BBU-Marktmonitors. Diese Klientel wolle im „Auge des Partyorkans“ wohnen, nicht wissend, dass Berlin viele interessante Kieze habe. Viele Zuzügler seien bereit, dafür zu zahlen. Die Auswertung von rund 1,7 Millionen Datensätzen aus Suchprofilen des Internetportals ImmobilienScout24 aus dem ersten Quartal 2013 habe ergeben, dass Wohnungssuchende für ihre Idealwohnung in Berlin eine Nettokaltmiete von durchschnittlich 8,70 Euro pro Monat und Quadratmeter in Kauf nehmen würden. „Damit liegt die Mietzahlungsbereitschaft um fast 60 Prozent über dem aktuellen Mietspiegelmittelwert. Das zeigt, wie günstig Wohnen in Berlin nach wie vor ist“, schlussfolgert Maren Kern kühn. Dem widerspricht Reiner Wild, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, vehement: „Die angeblich bereitwillig gezahlten Miethöhen von bis zu 8,70 Euro sind die derzeitigen Angebotsmieten in den innerstädtischen Quartieren.“ Von freiwilliger Zahlungsbereitschaft könne keine Rede sein. Wild: „Aus dem Vergleich dieser Miethöhen mit den Bestandsmieten zusätzlich den Schluss zu ziehen, in Berlin sei Wohnen günstig – das ist nicht redlich.“
Auch die Bestandsmieten der rund 550.000 Wohnungen der BBU-Mitgliedsunternehmen als stabil zu bezeichnen, hält einer genaueren Betrachtung nicht stand – 2012 mussten die Mieter wieder tiefer in die Tasche greifen. Der Anstieg der Nettokaltmieten gegenüber dem Vorjahr lag 2012 bei 2,4 Prozent, bei den Neuvertragsmieten bei 3,5 Prozent. Immerhin: Berlinweit liegen die Mieten der BBU-Mitgliedsunternehmen weiter unter dem Marktdurchschnitt.
Nachgefragt werden laut BBU vor allem 60 bis 79 Quadratmeter große Wohnungen mit Balkon innerhalb des S-Bahn-Rings.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 1+2/14
27.02.2014