Das neue Hundegesetz, das in diesem Jahr verabschiedet werden soll, will die Vierbeiner überall in der Stadt an die Leine legen. Es sein denn, Herrchen oder Frauchen sind zuverlässige Halter. „Aber wer soll das kontrollieren?“, fragt die Initiative „Stadt und Hund“ und auch der stellvertretende Leiter des Lichtenberger Ordnungsamtes. Mit der Unterschriftensammlung zu einem Volksbegehren sollen Alternativen vorgestellt und der Dialog weitergeführt werden.
„Berlin braucht keine Erneuerung des Hundegesetzes, sondern die konsequente Durchsetzung der geltenden Bestimmungen.“ Für Christof Wüllner von der Initiative „Stadt und Hund“ ist der Gesetzentwurf, den der Berliner Senator für Justiz und Verbraucherschutz, Thomas Heilmann (CDU), im Dezember vergangenen Jahres der Öffentlichkeit präsentierte, unzureichend und eher verwirrend. Der Vorschlag schließt den über ein Jahr geführten Bello-Dialog ab – ein Versuch, das konfliktgeladene Verhältnis zwischen Hundehaltern und Hundegegnern in Berlin möglichst demokratisch zu diskutieren und zu entspannen.
Einer der Hauptpunkte im Entwurf des Senators ist die Einführung des Leinenzwangs im gesamten Stadtgebiet – derzeit gilt er nur an bestimmten Orten, beispielsweise in öffentlichen Grünanlagen und dort, wo viele Menschen versammelt sind. Geht es nach dem Plan Heilmanns, werden künftig – ähnlich wie in Hamburg – Hunde überall angeleint. Es sei denn, Hundehalter oder -halterin sind zuverlässig und sachkundig. Das sind sie, wenn sie einen „Hundeführerschein“ vorlegen und nachweisen können, dass es mit dem Tier über mindestens drei Jahre hinweg keine Gefahrensituation gab. Bei einem Test muss der Halter auch demonstrieren, dass der Hund gut erzogen ist und auf sein Kommando hört. „Mit diesen Voraussetzungen dürfen die Hunde dann aber auch frei durch Grünanlagen und über Liegewiesen laufen“, so Christof Wüllner. „Ich frage mich, wer das kontrollieren soll.“
Diese Bedenken äußert auch Dirk Fleischer, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes Lichtenberg. Die Idee eines Hundeführerscheins findet er durchaus richtig: „Viele Hundehalter führen ihre Tiere falsch – wer soll aber den Führerschein kontrollieren?“ Derzeit laufen in Lichtenberg-Hohenschönhausen zehn Mitarbeiter je Schicht Patrouille. Immer zu zweit sind fünf Streifen auf 534 Straßen im Bezirk unterwegs. Kontrollieren sollen sie Verkehr, Lärm, Müll, Jugendschutz und bei entsprechendem Wetter auch noch den Winterdienst. Da bleibt – im Wortsinne – manches liegen. Ganze 15-mal im Jahr 2013 konnte in Lichtenberg ein Halter auf frischer Tat erwischt und für die Hinterlassenschaft seines Hundes belangt werden. Wenn sich da nichts ändert, so Christof Wüllner, führen auch andere Bestimmungen nicht zu mehr Ordnung und Sauberkeit. Seine Initiative „Stadt und Hund“ probt seit 2003 erfolgreich Strategien für ein rücksichts- und verständnisvolles Miteinander. Zu dem gehört vor allem der Einsatz von derzeit circa 350 Beutelspendern, die gerade in Gebieten mit großer Hundedichte für deutlich mehr Sauberkeit sorgen.
Werben und überwachen?
Um ihre Idee und ihre Erfahrungen flächendeckend umzusetzen, hat „Stadt und Hund“ im November letzten Jahres mit der Unterschriftensammlung für ein Volksbegehren begonnen. Dessen Ziel: ein „Gesetz zur Minimierung der Hundekotbelastung in Berlin“. Es soll die Aufstellung von circa 5000 Beutelspendern in Berlin ermöglichen, deren Auffüllung die Berliner Stadtreinigung mit übernehmen könnte. Diese Maßnahme soll gekoppelt sein an eine öffentlichkeitswirksame Werbekampagne – und vor allem an eine „Abfallwacht“. Ein ständiges Team aus 60 Mitarbeitern, die den bezirklichen Ordnungsämtern zur Seite stehen und Herrchen und Frauchen im wahrsten Sinne des Wortes auf die Finger sehen, soll die richtige Entsorgung von Hundekot kontrollieren und Verstöße ahnden.
Rosemarie Mieder
MieterMagazin 1+2/14
Wer keinen Hundeführerschein hat, soll sein Tier in Zukunft an der Leine führen
Foto: cynoclub-Fotolia
Rat und Tat
„Stadt und Hund“ wirbt für Volksbegehren
Die Diskussion rund um Hund und Halter hat mit dem Bello-Dialog eine breitere Öffentlichkeit erreicht. „Stadt und Hund“ will sie weiterführen und die notwendigen 20.000 Unterschriften für ein Volksbegehren zusammenbekommen.
Infos und Unterschriftenlisten unter beim:
Projektbüro „Stadt und Hund“,
Lahnstraße 13, 12055 Berlin,
Tel. 252 99 277
rm
11.01.2017