Die Mietsteigerungen in Berlin bewegten sich im Jahr 2013 sowohl bei Neuverträgen wie bei Bestandsmietverhältnissen nahe am Inflationsniveau von 2,2 Prozent – so der Marktmonitor der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen (BBU). Der Verband schlussfolgert: „Berlin boomt moderat“ – und lässt außer Acht, dass seine Zahlen für den gesamten Wohnungsmarkt der Hauptstadt nicht repräsentativ sind.
Die durchschnittliche Nettokaltmiete betrug 2013 bei den BBU-Mitgliedsunternehmen 5,30 Euro pro Quadratmeter im Bestand (plus 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr) und 5,97 Euro bei den Neuvertragsmieten (plus 2,1 Prozent). Dass die Neuabschlussmieten nur wenig über den Mietspiegelwerten liegen, veranlasst Verbands-Chefin Maren Kern zu der Feststellung, dass die zurzeit diskutierte gesetzliche Preiskappung beim Neuvertragsabschluss („Mietpreisbremse“) von ihren Mitgliedsunternehmen „schon jetzt letztlich eingehalten“ wird und damit unnötige „Überregulierung“ wäre.
Was der BBU außer Betracht lässt: Die bei seinen Mitgliedern erhobenen Daten sind für den Berliner Markt nicht repräsentativ. Bei den Neuvertragsmieten muss nach Erkenntnissen des Berliner Mietervereins (BMV) von gut 8 Euro nettokalt pro Quadratmeter ausgegangen werden, ein aktueller Mietenvergleich des Internetportals „Immowelt“ spricht sogar von 9 Euro im Jahr 2014. Diese Zahlen belegen gerade für die Hauptstadt, so der BMV, dass die geplante Mietpreisbremse notwendig ist.
Letztlich kann auch eine vom BBU in Auftrag gegebene Studie zum Marktvergleich von fünf deutschen Großstädten nicht die Behauptung untermauern, dass „Wohnen in Berlin vergleichsweise günstig bleibt“. Zwar liegt die Hauptstadt hinter den Millionenstädten München, Hamburg und Köln, doch sie holt mit Riesenschritten auf: 39 Prozent Mietsteigerung waren in den letzten fünf Jahren zu verzeichnen. Die durchschnittliche Berliner Mietpreisbremse liegt nach Angaben der BBU-Studie bei 8,52 Euro nettokalt pro Quadratmeter. Das sind 2,53 Euro beziehungsweise 42 Prozent mehr als vom BBU bei den eigenen Verbandsunternehmen ermittelt – und das nicht eingeräumte Geständnis, dass die BBU-Mieten weder die Marktrealität spiegeln noch von einer allgemein moderaten Entwicklung Zeugnis ablegen.
Udo Hildenstab
07.03.2015