Die Situation um das Wohnheim für wohnungslose Männer in der Berlichingenstraße 12 spitzt sich zu. Nachdem der Vermieter bereits im Juni das Wasser abstellen ließ, mussten die Bewohner Anfang Dezember ohne Heizung ausharren. Unbekannte hatten den Gaszähler ausgebaut und die Anlage manipuliert.
Die Berlichingenstraße 12 in Moabit ist seit vielen Jahren ein Wohnheim für Männer, die auf der Straße gelandet waren. Jeder hat sein eigenes Zimmer, sogar Hunde dürfen mitgebracht werden. Ende 2015 kündigten die Eigentümer, eine Erbengemeinschaft, dem bisherigen Träger „Gästehaus Moabit“, und vermieteten an einen neuen Betreiber. Begründung: Man wolle hier künftig Flüchtlinge unterbringen. Zu dieser Zeit betrug der Tagessatz für die Unterbringung von Geflüchteten fast das Doppelte von dem für Obdachlose, zudem waren Mehrbettzimmer vorgesehen. Doch der Bezirk teilte dem Eigentümer postwendend mit, dass er an dieser Stelle keine Flüchtlingsunterkunft wünscht. Inzwischen haben sich Senat und Bezirke grundsätzlich darauf geeinigt, Unterkünfte für Wohnungslose nicht für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Beide Gruppen sollen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die ursprünglichen Pläne sind also vom Tisch.
Was der Eigentümer stattdessen mit dem Haus vorhat, ist unklar. Bislang verweigerte er sich jedem Gespräch, auch Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne), der sich für die Bewohner einsetzt, stieß auf taube Ohren. Presseanfragen bleiben unbeantwortet. Auch um den Heizungsausfall mitten im Winter hat sich niemand gekümmert. Nur dank der spontanen Spende eines Weihnachtsmarktbetreibers konnte die Gasanlage repariert werden.
Ob die Männer bleiben können, ist ungewiss. Sowohl der ehemalige Betreiber als auch die einzelnen Bewohner wurden auf Räumung verklagt. Die Verfahren laufen noch.
Juristisch gesehen ist der Ausgang ungewiss. Weil der ehemalige Betreiber der eigentliche Mieter ist und es sich somit um eine gewerbliche Weitervermietung handeln dürfte, greift der Kündigungsschutz nicht. Bezirksbürgermeister von Dassel will sich weiterhin für eine Lösung einsetzen.
Birgit Leiß
30.01.2017