Berlin sei „dazu verdammt, immerfort zu werden und niemals zu sein“, so der Kunstkritiker Karl Scheffler im Jahr 1910. Auch gut 100 Jahre später hat das Statement nichts an Aktualität verloren. Wie ein roter Faden führen im Schöneberg Museum 112 Bilder entlang der Magistrale Potsdamer Straße und Hauptstraße durch eine Sonderausstellung, die sich dem Handel und Wandel des Straßenzugs widmet.
Es geht vorbei an Gebäuden und Eingängen, die der Schöneberger Fotograf und Autor André Kirchner fotografiert hat. Es zeigen sich stille Momentaufnahmen, die durchgehend im Morgenlicht entstanden sind. Ganz so wie der berühmte französische Fotograf Eugène Atget sein Paris um 1900 hat Kirchner die Orte menschenleer abgelichtet. Umrahmt werden die Fotografien von historischen Abbildungen und Objekten, die die bewegte Chronik der Geschäftsmeile nachzeichnen. „Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, genauer hinzusehen, jetzt, da die Schaufenster durch die schwarzen Löcher des unsichtbaren Handels im Internet langsam ausgesogen und entleert werden“, schreibt André Kirchner im Katalog zur Ausstellung. „Und man wird in den Fotografien bemerken, dass schon am Vorabend der Pandemie eine verkehrsreiche Geschäftsstraße wie die Potsdamer Straße oder die Hauptstraße sich stark verändert hatte, ja streckenweise bereits wie ausgehöhlt wirkte.“
js
Handel und Wandel – Fotografien von André Kirchner im Dialog mit historischen Ansichten, Schöneberg Museum, Hauptstraße 40/42, 10827 Berlin
www.museen-tempelhof-schoeneberg.de
Samstag bis Donnerstag von 14 bis 18 Uhr, Freitag von 9 bis 14 Uhr, Eintritt frei, bis 10. April 2022
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