Die Gewerbesiedlungs-Gesellschaft mbH (GSG), 1965 gegründet, um vor allem dem Berliner Mittelstand durch Schaffung preiswerter Gewerbeflächen eine verlässliche Perspektive zu bieten, bewirtschaftet zurzeit 50 Gewerbehöfe. Rund 1250 Firmen beschäftigen hier über 12000 Mitarbeiter. Jetzt steht die GSG zum Verkauf.
Auch wenn Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf Mitte Januar noch abwiegelte und darauf verwies, dass für die GSG lediglich ein Interessenbekundungsverfahren laufe, was „ausdrücklich noch keine Vorentscheidung über einen Verkauf“ bedeute – die Weichen sind gestellt. Die Investitionsbank Berlin (IBB), die 2001 die GSG-Anteile vom Land Berlin übernahm, will sich künftig auf ihr Kerngeschäft konzentrieren – das Halten von Beteiligungen gehört nicht mehr dazu. Die GSG will sich zu den Verkaufsabsichten nicht äußern. Einmal mehr wird ohne Zwang – die GSG verursacht keine Verluste – ein Unternehmen verkauft. „Ein Privater wird die Mieten erhöhen“, fürchtet nicht nur Barbara Oesterheld (Bündnis 90/Die Grünen). In vier Jahren laufen zahlreiche Mietverträge aus, danach kann der neue Vermieter einen beliebigen Preis verlangen. Das könnte das Aus für viele Gewerbemieter bedeuten.
Gerade die mittelständischen Klein- und Kleinstbetriebe in den Gewerbehöfen garantieren jedoch nicht nur Arbeitsplätze, sondern beleben auch den Kiez. Läden, Restaurants und Freizeiteinrichtungen müssten schließen, wenn die Betriebe ins Umland ziehen. Eine weitere irreparable Verödung der Innenstadt wäre die Folge. Die Kosten für neue Infrastrukturmaßnahmen, Steuerausfälle und steigende Sozialleistungen würden zudem den Berliner Haushalt weiter belasten.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 3/06
Verkauf ohne Not:
Die GSG steht wirtschaftlich gesund da
Foto: Rolf Schulten
18.04.2013