Nach der Öl- und Gaspreisexplosion der vergangenen Monate drehen die meisten Mieter nur ungern die Temperaturregler ihrer Heizkörper voll auf. Und weil man zwar einerseits sparen, aber andererseits auch nicht im Kalten sitzen will, macht Not erfinderisch. So kommt es, dass die Baumärkte in letzter Zeit ihren Bestand an Kaminöfen aufgestockt haben und in Berliner Forsten kaum noch Holzreserven lagern. Denn in vielen Mietwohnungen wird wieder „von Hand“ geheizt.
Die Ofenbauer in Berlin haben gut zu tun. Nicht hauptsächlich mit dem Ofenbauen, eher mit dem Anschließen. „Zu uns kommen in den letzten Monaten viele Leute, die einen Kaminofen anschließen lassen wollen. Gekauft haben sie ihn oftmals schon vorher im Baumarkt. Es wird halt gespart“, sagt Volkmar Küchenthal von der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Kachelofenwirtschaft. Als Berliner Ofen- und Luftheizungsbauer wünscht er dieses Geschäft natürlich vor allem seinem Berufsstand. Doch die Baumärkte haben die Marktlücke erkannt und die Konkurrenz angetreten. Und so gibt es Öfen in allen Größen, Brennleistungen und Preisen. Ab 399,99 Euro ist man dabei, nach oben sind keine Grenzen gesetzt.
In Deutschland sind Kaminöfen beliebt wie nie. Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) waren 2005 rund 3,27 Millionen deutsche Haushalte mit insgesamt rund 3,5 Millionen Kaminöfen ausgestattet. Das sind 280.000 Kaminöfen mehr als im Jahr zuvor. „22 Prozent der 3,27 Millionen Haushalte sind Mieterhaushalte“, sagt Heinz Zollner, Leiter der Abteilung Marktforschung von „RheinBraun-Brennstoff“, der Vertriebsgesellschaft des Nordrhein-Westfälischen Energiekonzerns RWE. Im Auftrag von RWE hat die GfK die Zahlen erhoben. „Die Berliner hatten im vergangenen Jahr 92.000 Kaminöfen in Betrieb, 2004 waren es noch 83.000“, so Zollner.
Tatsächlich haben Berliner Vermieter immer häufiger Anfragen von Mietern, die sich den Einbau eines solchen Ofens genehmigen lassen wollen. „Wir beobachten in letzter Zeit, dass es durchaus nicht nur ein Trend im Eigenheim-Bereich ist, sich einen Kaminofen einzubauen. Bei unseren Mitgliedern geht geradezu eine Welle von Mieteranfragen ein“, sagt der Pressesprecher von „Haus & Grund“, Dieter Blümmel.
Den Einbau muss der Vermieter genehmigen
Aus Sicherheitsgründen und wegen der sich verkomplizierenden Betriebskostenabrechnung seien viele Eigentümer aber eher wenig geneigt, den Anträgen ihrer Mieter stattzugeben.
Auf eine Genehmigung durch den Eigentümer kann der Mieter nicht bestehen. Sie ist aber genauso Pflicht wie eine Betriebsbescheinigung des Bezirksschornsteinfegers. Letzterer stattet dem Ofenbesitzer gleich zwei Besuche ab. Für eine Vor- und eine Endbescheinigung begutachtet er Schornstein und Ofen. Vorab kontrollieren wir, ob die Kilowatt-Leistung des Ofens und die Größe des Schornsteins zueinander passen. Außerdem wird geprüft, ob andere Feuerstätten bereits an den Schornstein angeschlossen sind, die sich mit dem Kaminofen nicht vertragen. Das könnte zum Beispiel eine gebläseunterstützte Heizung sein. Fatal, wenn man das erst nach der Anschaffung des Ofens bemerkt.
Die Endbescheinigung stellt der Schornsteinfeger aus, nachdem das Gerät durch eine Fachfirma oder in Eigenregie aufgebaut wurde. Sie bestätigt, dass der Betrieb des Ofens sicher ist. Keinesfalls sollte man die Feuerstätte ohne diese Genehmigungen betreiben. „Da sind schon die schlimmsten Dinge passiert. Das kann sogar tödlich enden oder richtig teuer werden. Erst vor ein paar Wochen gab es den Fall, dass ein Ofen ohne Genehmigung angeschlossen wurde. Die Mieter wussten nicht, dass der Schornstein des Hauses unter dem Dachgeschoss endet, das erst später auf das Haus gesetzt wurde. Im Dachgeschoss quoll dann der Rauch aus dem Fußboden“, erzählt Schornsteinfeger Putbrese. Nicht zu spaßen sei auch mit Öfen aus dem Ausland, die nicht nach DIN geprüft sind und deshalb weder das „Ü“- noch das „CE“-Zeichen aufweisen. Das „Ü“ bestätigt, dass der Ofen den gesetzlichen Bestimmungen in Deutschland entspricht, das „CE“ bescheinigt den europäischen Standard.
Zudem sollte man es mit dem Brandschutz genau nehmen. Unter den Ofen gehört eine nicht brennbare Unterlage aus Glas, Stahl, Beton oder ähnlichem. Vor und hinter dem Gerät sind 50 Zentimeter Abstand zu brennbaren Gegenständen einzuhalten, seitlich 30 Zentimeter. Einmal im Jahr benötigt das Ofenrohr eine Reinigung.
Hat man all diese Grundvoraussetzungen beherzigt, stellt sich noch eine wichtige Frage: Woher bekomme ich in einer Großstadt ausreichend preiswertes Holz. Am teuersten ist das Holz hier zu Lande – man mag es kaum glauben – im Holzhandel. Dort kosten 14 Kilogramm Holz zwischen vier und fünf Euro. Das sind bis zu 1,50 Euro mehr, als Baumärkte für dieselbe Menge verlangen. Billiger wird es im Holzhandel dann, wenn man größere Mengen abnimmt. Der Vorteil von beiden Anbietern ist, dass das Holz sofort benutzt werden kann, da es bereits zwei Jahre getrocknet wurde. Diese Trockenzeit ist nötig, damit das Holz effizient brennt und beim Verfeuern keine Schadstoffe freisetzt. Wer die kostengünstigste Variante wählen und sein Holz beim Revierförster kaufen will, sollte einen trockenen und sehr luftigen Keller mit viel Lagerfläche besitzen. „In diesem Winter war die Nachfrage nach Brennholz so groß, dass wir keine Vorräte mehr haben. Das Holz wurde uns quasi frisch aus den Händen gerissen“, sagt Marc Franusch, Sprecher der Berliner Forstverwaltung.
Auf jeden Fall Geld gespart
Wen wundert’s, dass der preiswerteste Anbieter die erste Anlaufstelle für Ofenbesitzer ist. Schließlich geht es darum, Heizkosten zu sparen. Wie viel Geld man gegenüber einer Öl- oder Gasheizung tatsächlich gut macht, ist nicht ganz einfach zu errechnen – zumal viele Mieter mit ihrem Kaminofen nur ein Zimmer heizen können und damit trotzdem noch auf die herkömmliche Heizung angewiesen sind. Außerdem wird ein guter Teil der Heizkosten nicht verbrauchsabhängig abgerechnet, so dass man auch zahlt, wenn die Heizkörper kalt bleiben. Der Gesamtverband Deutscher Holzhandel hat im vergangenen September folgende Rechnung aufgemacht: Pro Kilowattstunde kostet Heizöl 6,9 Cent, Erdgas 4,9 Cent, Pellets 3,2 Cent und Hackgut 2,5 Cent. Das Fazit: Wer mit Holz heizt, spart ganz ordentlich. Tatsächlich hat sich der Preis für Holz nach Angaben des Landesforstamtes Berlin in den vergangenen Jahren kaum verändert. Der Preis für Heizöl dagegen stieg seit 1996 um 170 Prozent, der von Gas um 125 Prozent.
Bei aller Euphorie über die neue Sparmöglichkeit sollte man aber nicht vergessen, dass das Heizen mit einem Holzofen viel Aufwand mit sich bringt. Holz muss besorgt, gehackt und teilweise aufwändig gelagert werden. Hinzu kommt der tägliche Gang in den Keller, das Anfeuern und Nachlegen. Außerdem dauert es eine Weile, bis es im ganzen Raum wohlig warm ist, es entsteht Schmutz, und die Asche beseitigt sich auch nicht von selbst.
Sandra Klose
MieterMagazin 3/06
Foto: Max Blank GmbH
„Eine Welle von Mieteranfragen“: Auch in Berlin boomt der Einbau von Kaminöfen
Foto: Buderus
Am preiswertesten direkt vom Förster: Brennstoff Holz
Foto: photon-pictures.com
Marc Franusch ist Sprecher der Berliner Forsten
Foto: privat
Interview: Holz aus Berliner Wäldern
MieterMagazin: Welches Brennholz bekommt man von den Berliner Forsten?
Franusch: Vor allem Kiefer, Eiche und Buche. Das Holz ist aber nie ofenfertig. Die meterlangen Scheite müssen noch portioniert und natürlich vorher selbst aus dem Wald abgefahren werden. Man kann sich aber auch ein Gebiet vom Revierförster zuweisen lassen und liegende Reste nach Bedarf zerkleinern. Alternativ gibt es den Raff- und Leseholzschein. Er berechtigt einen Monat lang so viel Reisig wie man möchte mit einem Handwagen einzusammeln.
MieterMagazin: Wie viel kostet das?
Franusch: Die Scheite kosten je nach Holzart zwischen 17 und 50 Euro pro Kubikmeter. Zerkleinert man selbst, liegt man mit derselben Menge bei um die zehn Euro. Den Raff- und Leseholzschein gibt es für fünf Euro im Monat.
MieterMagazin: Wie finde ich einen Revierförster in meiner Nähe?
Franusch: Alle 29 Berliner Revierförster können im Internet unter www.stadtentwicklung.
berlin.de/forsten/
waldprodukte in der Rubrik „Brennholz“ mit Adresse und Telefonnummer abgerufen werden.
Das Gespräch führte MieterMagazin-Autorin Sandra Klose.
26.10.2017