Um die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) vor der Pleite zu retten, sollen – gegenüber früheren Kalkulationen – deutlich weniger, nämlich nur 6000 Wohnungen verkauft werden. Ein Finanzinvestor steht schon bereit.
Die WBM-Führung wollte bislang 15.700 Wohnungen auf den Markt werfen – fast die Hälfte ihres Bestandes. Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) unterstützte die WBM in ihren Verkaufsplänen, während sich vor allem beim Koalitionspartner Linkspartei.PDS Widerstand regte.
Nun kursiert die Zahl von 6000 zu verkaufenden Wohnungen. Wegen der hohen Preise, die auf dem Markt zur Zeit für Wohnhäuser gezahlt werden, müssten deutlich weniger Wohnungen veräußert werden, heißt es. Der in der Steueroase Guernsey ansässige Finanzinvestor „Puma Brandenburg“, der im Sommer 2006 die Dammwegsiedlung der WBM erworben hat, ist an weiteren Käufen in der Berliner Innenstadt interessiert.
Im gerade erst geschlossenen Koalitionsvertrag zwischen SPD und Linkspartei.PDS wurde allerdings festgelegt, dass keine Wohnungspakete an sogenannte Heuschrecken verkauft werden. Im März will die WBM ein mit dem Senat abgestimmtes Sanierungskonzept für das Unternehmen beschließen und die Zahl der zu verkaufenden Wohnungen festlegen. Nachdem sich die rot-rote Koalition jahrelang nicht auf ein Gesamtkonzept für die städtischen Wohnungsunternehmen einigen konnte, hat der Senat jetzt für Sommer 2007 die Gründung einer Holding für die sechs Wohnungsbaugesellschaften angekündigt.
Der Berliner Mieterverein (BMV) hält den Verkauf von Wohnungen für falsch. „Die Verkäufe mögen momentane Liquiditätslücken stopfen, aber die Wohnungsunternehmen berauben sich damit ihrer potenziellen Einnahmequelle“, erklärt der stellvertretende BMV-Hauptgeschäftsführer Reiner Wild. Die Vermietung von Wohnungen sei bei der WBM nicht defizitär, die Probleme der WBM lägen vor allem in den verlustreichen Gewerbeobjekten. „Dem sollte man nicht mit Wohnungsverkäufen begegnen“, so Wild.
Jens Sethmann
MieterMagazin 3/07
Die finanzielle Schieflage der WBM entstand durch riskante Investitionen in Gewerbeimmobilien (hier: Rathaus Passagen in Mitte)
Foto: Christian Muhrbeck
18.07.2013