Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), in dem vorwiegend öffentliche und ehemals gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften organisiert sind, hat mit seinem jährlichen Marktmonitor das Geschehen auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt bilanziert und eine Prognose bis 2011 vorgelegt.
Bei Verkäufen von Wohnungsbeständen haben sich die Umsätze nach Geldwert im Vergleich zu 2005 glatt verdoppelt. Das ist vor allem auf die Paketverkäufe an ausländische Finanzinvestoren zurückzuführen. Der BBU geht davon aus, dass deren starke Nachfrage weiter anhalten wird, obwohl die Kaufpreise steigen. Vor allem in sanierten Altbauten zog das Preisniveau deutlich an: in manchen Westbezirken Berlins vom Zwölffachen der Jahresnettomiete auf das 14-fache, im Ostteil vom Zehn- auf das Elffache.
Das drückt sich auch in den Mieten aus: Bei sanierten Altbauten in guter Lage haben die BBU-Mitgliedsunternehmen die Mieten um durchschnittlich sechs Prozent erhöht, in den anderen Marktsegmenten fiel die Mietsteigerung deutlich geringer aus. In den 700.000 Berliner Wohnungen der BBU-Mitglieder lag 2005 (neuere Zahlen waren nicht verfügbar) die durchschnittliche Nettokaltmiete mit 4,41 Euro pro Quadratmeter acht Cent niedriger als im Berliner Mietspiegel. Dies beruht vor allem auf den überwiegend stagnierenden Mieten in den nach 1950 gebauten, jetzt preisfreien Beständen, die im BBU verhältnismäßig stark vertreten sind.
Je nach Lage entwickeln sich die Mieten in der Stadt weiter auseinander. Gut ausgestattete Wohnungen in gefragten Stadtvierteln werden teurer, während in weniger attraktiven Lagen die Mietpreise oft stagnieren oder gar fallen. Die Schere klafft dabei weit auseinander: Während man in Spandau, Kreuzberg, Prenzlauer Berg und Marzahn Wohnungen zum Quadratmeterpreis von unter zwei Euro nettokalt pro Monat anmieten konnte, wurden in Tiergarten, Mitte und Charlottenburg auch Wohnungen für über zehn Euro vermietet.
Dramatisch ist der Einbruch im Mietwohnungsneubau: In ganz Berlin wurden 2005 nur noch für 267 Mietwohnungen Baugenehmigungen erteilt. Zum Vergleich: 1995 gab es noch über 23.000 neue Mietwohnungen. Einer vom Institut Gewos im Auftrag des BBU erstellten Wohnungsmarktprognose zufolge soll in Berlin die Wohnungsnachfrage insbesondere durch Haushaltsverkleinerungen bis 2011 um zwei Prozent ansteigen. Die Nachfrage wird sich verstärkt auf Wohneigentum richten, aber auch die Nachfrage nach Mietwohnungen soll um einen Prozentpunkt ansteigen. Mittelfristig rechnet der BBU bei großen Wohnungen in guter Lage sogar mit einer Knappheit. Eine steigende Nachfrage nach preisgünstigen Wohnungen ist schon seit längerem zu verzeichnen. Offenbar hat sich diese Entwicklung durch die „Hartz-IV“-Gesetze noch einmal verschärft, weil viele Empfänger von Arbeitslosengeld II sich eine billigere Unterkunft suchen. Aus diesem Grund sind nach Angaben des BBU auch die zeitweilig als schwer vermietbar geltenden Einzimmerwohnungen wieder stärker gefragt.
Jens Sethmann
Miete bei Neuverträgen vom 1. Januar 2005 bis 1. Mai 2006 der Mitgliedsunternehmen des BBU in Berlin, in Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, monatlich, nettokalt, jeweils niedrigste und höchste Werte (- = keine Werte vorhanden)
Quelle: BBU
MieterMagazin 3/07
18.07.2013