Trotz weiteren Zuwachses der Wohnfläche in Deutschland ist der Energieverbrauch rückläufig und entsprach im Jahre 2006 in etwa dem Stand von 1990, heißt es in einem Ende 2007 von Verkehrs- und Bauminister Tiefensee veröffentlichten CO2-Gebäudereport. Darin ist aber auch ein weiterhin hohes Desinteresse von Vermietern und Mietern gegenüber Klimaschutz und Energieeinsparung dokumentiert.
Bei der Veröffentlichung des CO2-Gebäudereports 2007 konnte Minister Tiefensee (SPD) zunächst mit einer positiven Nachricht aufwarten. Anders als beim Verkehr sank im Bereich der Wärmeversorgung von Wohngebäuden, für die etwa 40 Prozent der gesamten Energie verbraucht wird, der Energieverbrauch der Haushalte. Die Energieeffizienz habe sich um nahezu 15 Prozent gesteigert, so die Forscher vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik und „co2online“, die den Report im Auftrag des Bundesministeriums erstellten. Deshalb und auch durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien sank der CO2-Ausstoß um 16 Millionen Tonnen beziehungsweise 16 Prozent. Aufgrund des weiterhin ansteigenden Anteils kleinerer Haushalte und zunehmenden Wohnflächenkonsums rechnen die Gebäudeforscher jedoch mit einer steigenden Nachfrage nach Heizenergie.
Eine Untersuchung über die Einstellung von Wohnungseigentümern, Mietern und Vermietern im Rahmen des Reports zeigt, dass 38 Prozent aller Verwalter und Eigentümer von vor 1979 errichteten Gebäuden Energiesparmaßnahmen für unnötig erachten. Zudem wird das Einsparpotenzial bei der Wärmeversorgung unterschätzt. Die langen Amortisationszeiträume bestimmter Energiesparmaßnahmen schrecken offenbar ebenfalls ab. Nur drei Prozent der Befragten erklärten sich zu Sanierungen bereit, wenn der Ertrag sich erst nach zwölf Jahren bezahlt macht.
Laut Minister Tiefensee zeige der CO2-Gebäudereport, dass „durch energetische Sanierungen und Neubauten in Deutschland bis 2020 bis zu 50 Milliarden Euro Heizkosten gespart werden können“. Doch sorgen die hohen Energiepreise bislang dennoch nicht für entsprechend umfassende Maßnahmen. Weil die Mieter die hohen Heizkosten zu zahlen haben, interessieren sich Vermieter nur begrenzt für Energieeinsparungen. Ohne die verstärkte Pflicht und Kontrolle von Energieeinsparung im Wohnungsbestand sind die Klimaschutzziele also nicht zu schaffen – so der Berliner Mieterverein. Neubauanforderungen und Gebäudesanierungsprogramm reichten nicht. Bekannt ist, dass weniger als 30 Prozent aller möglichen energetischen Sanierungsmaßnahmen von 1989 bis 2006 durchgeführt wurden.
Reiner Wild
MieterMagazin 3/08
Bauminister Tiefensee meldete einen Rückgang beim Heizenergieverbrauch
Foto: Christian Muhrbeck
26.11.2016