Ein Mieter der Schillerpark-Siedlung erhebt schwere Vorwürfe gegen den Vermieter. An den Häusern sei zum großen Teil seit 50 Jahren nichts mehr getan worden, dennoch steige die Miete.
„Die gezahlte Miete steht in keiner Relation mehr zum Wohnwert“, beschwert sich ein Mieter, der nicht namentlich genannt werden möchte. Die Fenster in seiner Wohnung in der Holländer Straße seien marode, teilweise morsch und würden oft beschlagen. Der Keller sei feucht und kaum benutzbar. Die Außenfassade sei nicht richtig gedämmt. „Seit Jahren verspricht der Vermieter, dass das Haus von außen saniert wird. Bislang ist noch nichts passiert, man wird immer nur vertröstet“, erzählt der Bewohner, der seit Mitte 2001 in der Schillerpark-Siedlung wohnt. Was ihn besonders aufregt, ist, dass er innerhalb der letzten anderthalb Jahre zweimal eine Mieterhöhung hinnehmen musste. Bei der zweiten Erhöhung beschwerte er sich schriftlich beim Vermieter, der „Wohnungsbaugenossenschaft 1892 eG“.
Auf Nachfrage des MieterMagazin wies Monika Neugebauer von der Genossenschaft darauf hin, dass die geforderte Miete mit 4,57 Euro pro Quadratmeter unter dem Mietspiegelmittelwert von 5,12 Euro liege. Feuchte Keller in der Holländer Straße seien der Genossenschaft nicht bekannt.
Die Häuser aus rotem Backstein im Schillerpark wurden 1924 bis 1930 unter dem Architekten Bruno Taut errichtet. Die Siedlung wurde 1954 bis 1959 nach dem historischen Vorbild erweitert und steht unter Denkmalschutz. Dies macht die Sanierung nach Auskunft von Monika Neugebauer zu einer sehr schwierigen Aufgabe: „Die Bestimmungen zum Denkmalschutz sind sehr rigide: Die Fassaden dürfen nicht verändert, Fenster nicht einfach so ausgetauscht werden“, erläutert sie. Dennoch sei der Genossenschaft bewusst, dass es aus wirtschaftlichen und umweltpolitischen Gründen unumgänglich sei, auch solche Gebäude zeitgemäßen energetischen Standards anzupassen. Die „1892“ hat daher gemeinsam mit der TU Dresden und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen. Dabei soll geklärt werden, wie denkmalgeschützte Gebäude energetisch sinnvoll modernisiert werden können. Derzeit läuft eine erste Bestandsaufnahme. Die Laufzeit des Projekts ist für zwei Jahre angedacht. So lange mochte der betroffene Mieter nicht mehr warten. Im Januar ist er ausgezogen.
Sina Tschacher
MieterMagazin 3/09
Die Schillerpark-Siedlung ist in einem desolaten Zustand
Foto: Christian Muhrbeck
08.06.2013