Der ehemalige Mauerstreifen in der Dresdener Straße 34/35 soll bebaut werden. Eine Anwohnerinitiative aus Mietern und Eigentümern fürchtet, demnächst im Dunkeln zu wohnen.
Bis vor Kurzem hieß die Brache zwischen Dresdener Straße, Waldemarstraße und Legiendamm noch „Engelhöfe“. Der Investor, die „BWD Objektgesellschaft“, hat sie in „Engelgärten“ umbenannt. „Grün wird hier allerdings nur noch wenig sein, wenn die Gebäude erst einmal stehen“, ärgert sich Jochen Baumann, ein Sprecher der Anwohnerinitiative.
Insgesamt fünf Neubauten sollen hier auf dem ehemaligen Mauerstreifen entstehen. Mit der Bebauung des Blockrands haben die Anwohner kein Problem – wohl aber mit der „massiven Verdichtung“ des Innenbereichs. „Ausgerechnet am Mauerstreifen werden Häuser wieder eingemauert“, sagt Baumann. Der Abstand zu den angrenzenden Grundstücken betrage nur drei bis vier Meter – „und dies bei einer Höhe der Häuser von 19 bis 25 Metern.“ Die Anrainer befürchten verschattete, dunkle Wohnungen und wegen des Schalleffekts eine erhebliche Lärmbelästigung. „Das betrifft nicht nur unsere angrenzenden Reihenhäuser“, so Baumann. „Die Neubauten werden sich auch gegenseitig das Licht wegnehmen.“ Immerhin hat der Investor inzwischen ein Haus zu einem niedrigeren Reihenhaus umgeplant.
Dass eine solche Verdichtung überhaupt möglich ist, liegt an der neuen Bauordnung für Berlin von 2006. Darin wurde der Mindestabstand von Wohngebäuden zur Grundstücksgrenze auf (mindestens) drei Meter herabgesetzt. Zuvor musste ein Gebäude so viel Abstand von der Grenze halten, wie es hoch war. Dass die Neuregelung nicht zu einer akzeptablen Bebauungsdichte führt, befürchtet inzwischen auch die Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Mitte. Sie setzt sich mit Verweis auf die Engelgärten für die Wiedereinführung der alten Abstandsflächen ein.
Der Bezirk hat für das Gebiet zwar schon in den 1990er Jahren einen Bebauungsplan nur mit Blockrandbebauung aufgestellt. „Doch man hat sich nicht darum gekümmert, dass dies auch rechtsverbindlich wurde“, kritisiert Baumann. „Nun können Investoren bis zum Anschlag planen und bauen.“ Ähnliches ist für die übrigen Freiflächen auf dem Mauerstreifen zu befürchten. Laut Roland Budimtschitsch, Geschäftsführer der das Objekt vermarktenden Vertriebsgesellschaft Budiro, beginnen die Baumaßnahmen im März. „Die Baugenehmigung wurde erteilt – es sind alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten worden.“
Einige Anwohner und eine Eigentümergemeinschaft mit insgesamt 29 Wohneinheiten haben nun Klage gegen die Umsetzung des Projekts eingereicht.
Kristina Simons
MieterMagazin 3/09
Auf dem ehemaligen Mauerstreifen an der Dresdener Straße sollen fünf Neubauten entstehen – die Anwohner wehren sich
Foto: Christian Muhrbeck
25.11.2016