In Berlin driften arme und reiche Stadtteile weiter auseinander, allerdings langsamer als im Jahr zuvor. Dabei ballen sich die Problemlagen in fünf größeren Gebieten: Wedding/ Moabit, Nord-Neukölln, Kreuzberg, Marzahn-Hellersdorf und Spandau. Das von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) vorgelegte „Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2008“ bestätigt im Wesentlichen den Trend der letzten Studien.
Der Entwicklungsindex, mit dem die soziale Perspektive der Stadtteile gemessen wird, liegt in ganz Nord-Neukölln, fast im gesamten Wedding, in der Nordhälfte von Kreuzberg und in großen Teilen von Moabit auf der Stufe „sehr niedrig“. Eine dramatische Abwärtsentwicklung machen die Plattenbausiedlungen am Stadtrand durch. Weite Teile von Marzahn und Hellersdorf sind auf die niedrigste Stufe abgesunken. Deutlich nach unten ging es auch für die Spandauer Neustadt und die Großsiedlung Falkenhagener Feld.
Senatorin Junge-Reyer hebt hingegen erfreuliche Aspekte hervor: „Die für ganz Berlin positive wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2007 kam auch in den sozial schwächeren Gebieten an.“ In den Kiezen mit Quartiersmanagement habe man „eine Abkopplung vom Aufschwung“ verhindern können, so Junge-Reyer. „Das Quartiersmanagement ist eine wirksame Hilfe“, sagt Reiner Wild, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins (BMV), „aber das reicht nicht mehr aus – es muss zusätzlich eine übergeordnete Strategie für Neukölln, Kreuzberg, Wedding, Marzahn und Spandau geben.“
Die Autoren der Studie, Hartmut Häußermann und Daniel Förste, schlagen vor, Wedding/Moabit und Nord-Neukölln zu „Vorranggebieten Zukunftssicherung“ zu erklären, bei der die Steigerung der Bildungschancen im Mittelpunkt stehen soll. Der Senat will in den problematischsten Gebieten den Ganztagsschulbetrieb ausbauen und weitere Städtebaufördermittel dorthin leiten. Die Großsiedlungen sollen zudem verstärkt energetisch saniert werden.
Der Berliner Mieterverein fordert, darüber hinaus auch im Altbau energetische Sanierungen voranzutreiben. „Auch in den problematischen Altbaubereichen werden bauliche Investitionen benötigt“, so Reiner Wild.
Jens Sethmann
MieterMagazin 3/09
Fünf Innenstadtgebiete mit geballter Problemlage (hier: Uthmannstraße in Nord-Neukölln)
Foto: Christian Muhrbeck
07.04.2013