Bundesweit fehlen rund 70.000 Studentenwohnungen, davon 25.000 in Wohnheimen. Allein beim Studentenwerk Berlin stehen über 1300 Studierende auf der Warteliste. Bezahlbare Zimmer oder Wohnungen sind schwer zu bekommen. Ende November 2012 lud Bundesbauminister Peter Ramsauer zum Runden Tisch – Lösungskonzepte sind bisher nicht in Sicht.
Studentenvertretungen wie der Freie Zusammenschluss von StudentInnenschaften (fzs) warnen seit Jahren vor einer Wohnungsnot bei den Studierenden. „Während die Zahl der Wohnheimplätze seit 15 Jahren beinahe stagniert, stieg die Studierendenzahl um eine Million“, so fzs-Vorstandsmitglied Katharina Mahrt. Momentan sind in Berlin nur für 6 bis 7 Prozent der Studenten Wohnheimplätze vorhanden. Probleme haben besonders BAföG-Empfänger, da die Wohnraumpauschale von 224 Euro den Preisen auf dem Markt längst nicht mehr gerecht wird.
Die Wohnraumbörse des Studentenwerkes Berlin, das in der Hauptstadt zurzeit 9500 Wohnheimplätze verwaltet, weist lediglich sechs Angebote auf – ab 330 Euro für ein Zimmer in einer Dreier-WG. Im Lichtenberger „Quartier 216“, einem von einem Privatinvestor umgebauten ehemaligen Plattenbau, kosten Ein-Zimmer-Apartements zwischen 300 und 400 Euro. Die neuen „Studentenapartments“ in der Königin-Luise-Straße 5 in Dahlem sind sogar 16 bis 23 Euro je Quadratmeter nettokalt teuer. Jeder der 377 Wohnplätze im neuen Wohncampus in Adlershof, bezugsfertig im Herbst 2014, soll um die 340 Euro bruttowarm kosten.
„Freifinanzierter Neubau von Wohnheimen lohnt nur im höherpreisigen Segment“, stellt das Immobilienberatungsunternehmen VBRE fest. Zum Vergleich: Im seit 1959 bestehenden Studentendorf Schlachtensee mit circa 900 Wohnplätzen kostet die „Studentenbude Basic“ nur 185 Euro im Monat – wenn eine frei wird. Meist kommen dann 40 und mehr Bewerber auf einen freien Platz.
Das Studentenwerk Berlin und die vom fzs initiierte „Kampagne zur Bekämpfung studentischer Wohnungsnot“ fordern deshalb den öffentlich geförderten Aus- und Neubau von günstigem Wohnraum für Studierende. Mit einem einmaligen staatlichen Bauzuschuss von rund 26.000 Euro pro Wohnheimplatz könnte das Studentenwerk eine monatliche Miete von 220 bis 230 Euro gewährleisten. Georg Schlanzke, Wohnexperte des Deutschen Studentenwerks, beziffert den Förderbedarf auf 400 Millionen Euro bundesweit.
Wohnungsbauminister Peter Ramsauer lud Ende November Vertreter der Studenten, von Behörden und Wohnungsbaugesellschaften zum Runden Tisch ein. Die Vorschläge, die dann aus dem Ministerium kamen, reichten von der Nutzung leerstehender Kasernen über eine verstärkte staatliche Förderung bis zur Nutzung von Hotelschiffen. Allerdings: Der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben stehen in Berlin „aktuell keine zur Umnutzung als Studentenwohnheime geeigneten und leerstehenden Kasernen-Bereiche zur Verfügung“, weiß Markus Volk von der Behörde.
Im Frühjahr tagt der nächste Runde Tisch zum Thema. Das nächste Studienjahr beginnt im Herbst.
Die Zeit läuft.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 3/13
Auf dem studentischen Wohnungsmarkt herrscht der gleiche Andrang wie in den Hörsälen
Foto: Pflichtlektüre/Hortig
06.06.2013