Beim diesjährigen Preis „Soziale Stadt“ wurden unter 171 eingereichten Beiträgen aus ganz Deutschland auch zwei Berliner Projekte ausgezeichnet. Beide wollen das soziale Miteinander in den Großsiedlungen von Marzahn-Hellersdorf verbessern – mit ganz unterschiedlichen Herangehensweisen.
Beim bundesweit einmaligen Wohnprojekt „Jule – Junges Leben“ werden junge Alleinerziehende dabei unterstützt, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Initiator ist die Wohnungsbaugesellschaft Degewo. Sie will damit den Teufelskreis vieler junger Mütter in Marzahn durchbrechen: Ohne Schulabschluss und Ausbildung würden sie ihr Leben lang auf Transferleistungen angewiesen sein. Die Degewo stellte in der Golliner Straße 15 Drei- bis Fünfzimmerwohnungen zu günstigen Konditionen zur Verfügung. Es gibt einen 200 Quadratmeter großen Gemeinschaftsbereich, wo Eltern-Coaching, Beratungen oder Kochkurse stattfinden. Ein Vor-Ort-Team vom „Kinderring e.V.“ unterstützt die jungen Mütter – ein Vater ist auch dabei – in allen Belangen. Dafür müssen sich die Bewohner verpflichten, entweder den Schulabschluss nachzuholen oder eine Ausbildung zu machen. Obwohl der Projektstart erst im August 2012 war, zeigen sich bereits erste Erfolge, berichtet Projektleiterin Marina Bikádi: „Alle Erwachsenen sind in schulischen oder berufsvorbereitenden Maßnahmen, und alle Kinder haben einen Kitaplatz.“ Dass es ein breites Netzwerk von Unterstützern gibt, darunter das Jobcenter und der Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreis, mache viele Wege einfacher.
Um die Aufwertung von Hellersdorf geht es im zweiten prämierten Projekt. Die Arbeitsgemeinschaft „Wohntheke“ ist ein Zusammenschluss verschiedener Wohnungsunternehmen, die durch die Unterstützung von Festen, Turnieren, Kulturveranstaltungen und ähnlichen Aktionen das Zusammenleben der Bewohner stärken will. Doch Hauptaufgabe ist die Vermarktung des Wohnstandorts Hellersdorf, wie die Arbeitsgemeinschaft unumwunden einräumt.
Ein drittes Projekt erhielt zwar keinen Preis, aber eine lobende Anerkennung: die „Zukunftswerkstatt Mehringplatz“. Ein breites Bündnis aus Mietern, Gewerbetreibenden, der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag, Quartiersmanagement und vielen weiteren Akteuren im Quartier will den Mehringplatz in Kreuzberg „wieder zu einem der schönsten Plätze Berlins“ machen. Zu den bereits angestoßenen Maßnahmen gehören die Ansiedlung unterschiedlicher Gewerbe, das Bepflanzen des Platzes mit rund 45.000 Blumen sowie die Einstellung eines Platzgärtners. Außerdem wurde eine nachbarschaftliche Begegnungsstätte eröffnet, und man organisierte Kiezfeste für die rund 5400 Anwohner.
Der Preis Soziale Stadt wird alle zwei Jahre vergeben. Auslober sind unter anderem der Deutsche Städtetag, der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) sowie erstmals auch der Deutsche Mieterbund.
Birgit Leiß
MieterMagazin 3/13
Betreuung für die Kleinen, Ausbildung für die Großen: das preisgekrönte Alleinerziehungsprojekt „Jule“
Foto: Daniel Sebastian Schaub
Bei Jule sind derzeit noch drei Wohnungen für Alleinerziehende frei.
Kontakt: Tel. 93772052
E-Mail:
jule-marzahn@web.de
Bewerbungsformular unter
www.degewo.de
18.08.2013