MieterMagazin: Derzeit wird an der Erstellung des neuen Mietspiegels gearbeitet, der im Frühjahr erscheinen wird. In welchen Punkten wünscht der Berliner Mieterverein Änderungen gegenüber früheren Mietspiegeln?
Wild: Der Berliner Mieterverein hat – schon bevor der neue Mietspiegel in Auftrag gegeben wurde – dem Senat und den Vermieterverbänden Vorschläge zur gerechteren Abbildung der Mieten im Mietspiegel gemacht. Dabei ging es um die Zusammenlegung von Baualters- und Wohnflächenspalten, damit sich die Zahl der Leerfelder im Mietspiegel reduzieren lässt. Zudem wollen wir sicherstellen, dass Mieterhöhungen den Oberwert der Mietzinsspanne in den einzelnen Feldern nicht überschreiten.
MieterMagazin: Was verbirgt sich hinter dieser Forderung?
Wild: Das den Mietspiegeln zugrunde liegende Gesetz regelt klar und deutlich, dass mit der Mieterhöhung die ortsübliche Vergleichsmiete nicht überschritten werden darf. Diese wird über eine Spanne von einem Unter- bis zu einem Oberwert im jeweiligen Segment des Mietspiegels dargestellt.
Folgerichtig dürfte keine Mieterhöhung zu einer Miete über dem Oberwert führen. Durch die Kombination von Wohnwertmerkmalen der Orientierungshilfe und den Sondermerkmalen ist aber genau dies in Berlin möglich. Das ist in der Sache nicht richtig.
MieterMagazin: Der Mieterverein hat sich in früheren Verhandlungen auch für die Zusammenlegung von Ost- und Westwohnungskategorien eingesetzt. Warum ist man davon abgerückt?
Wild: Grundsätzlich sollte man mehr als 20 Jahre nach der Vereinigung der Stadthälften von einem gemeinsamen Wohnungsmarkt ausgehen. Aber in einem qualifizierten Mietspiegel, der nach anerkannten wissenschaftlichen Grundsätzen erstellt wird, können Mietspiegelfelder nur zusammengelegt werden, wenn die Ausstattungsmerkmale auch weitgehend identisch sind. Das ist sowohl bei den Wohnlagen wie auch bei den Ausstattungsstandards, wie beispielsweise bei den Bädern, nicht der Fall.
Interview: Udo Hildenstab
MieterMagazin 3/13
Reiner Wild ist Geschäftsführer des Berliner Mietervereins und Mitglied der Arbeitsgruppe Mietspiegel, in der Mieter- sowie Vermieterverbände und der Senat über mögliche Veränderungen des jeweils neu zu erstellenden Mietspiegels beraten
Foto: Christian Muhrbeck
06.06.2013