Sein Blick auf die Hauptstadt ist ein doppelt interessanter: Es ist der des Stadtplaners und Architekturkritikers Dieter Hoffmann-Axthelm – aber eben auch der des Ur-Berliners. Der es liebt, zu Fuß oder mit dem Rad durch die Kieze zu streifen. Der beobachtet, bewundert, kritisiert – und ganz realistisch mit den ewigen Klagen zur Stadtentwicklung umgeht.
Gentrifizierung? Die Quartiere des Prenzlauer Bergs waren triste bröckelnde Altbausubstanz, für die die Wende gerade noch zur rechten Zeit kam! Und die heute wieder in ihrer ganzen Gründerzeitschönheit erstrahlen. Dass alteingesessene Bevölkerung verdrängt wurde, Mieten explodieren, sich heute eine neue Berliner Oberschicht festsetzt? „Solche Bewegungen zu begrenzen, dazu gehörte eine so entschlossene wie intelligente Stadtpolitik, und die haben wir nicht.“
Hoffmann-Axthelm sucht übrigens nicht nur an prominenten Plätzen. In den Fokus des „Stadtbummlers“ geraten auch Industriegebiete wie die Lichtenberger Siegfriedstraße. Scheu vor langatmigen Texten muss übrigens niemand haben. Hoffmann-Axthelm hat bunte Miniaturen aneinander gereiht, die am Ende ein besonderes Bild des neuen Berlin ergeben. Mit dem schmalen blauen Bändchen macht er seiner Heimatstadt eine Liebeserklärung – und bringt seine Leser in Versuchung, die Wanderschuhe herauszuholen und auf Entdeckungsreise zu gehen.
Rosemarie Mieder
MieterMagazin 3/13
Dieter Hoffmann-Axthelm: Osten Westen Mitte. Spaziergänge durch das neuere Berlin. Edition Fototapeta, Berlin 2012.
160 Seiten, 12,80 Euro
18.08.2013