Wenn man Sozialdaten wie das Mietniveau in üblichen Landkarten darstellt, gibt das oft ein verzerrtes Bild. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat eine alternative Kartografie vorgestellt, die das Ausmaß des hohen Mietniveaus realitätsgetreuer zeigt.
Zeichnet man die durchschnittlichen Angebotsmieten der Landkreise und kreisfreien Städte in eine herkömmliche Deutschland-Karte ein (in unserer Grafik links), kann man leicht einen falschen Eindruck bekommen. Kleine dunkelrote Flecken mit hohen Mieten liegen verstreut auf einer großen, blass-gelb bis hellorange eingefärbten Fläche mit erträglichen Miethöhen. Der Schluss liegt nahe: Hohe Mieten sind nur ein punktuelles Problem einiger Städte, aber im Großen und Ganzen ist die Mietsituation in Deutschland doch ganz entspannt – ein Fehlschluss, denn in den flächenmäßig kleinen Städten wohnen viel mehr Menschen als in den ausgedehnten ländlichen Kreisen.
Weil die Miethöhe nicht die Fläche, sondern die Menschen betrifft, haben Markus Burgdorf und Alexander Schürt vom BBSR ein bevölkerungsproportionales Kartogramm erstellt: Die dargestellte Größe einer Stadt oder eines Landkreises richtet sich nicht nach der Fläche, sondern nach der Einwohnerzahl (in unserer Grafik rechts). Das gewohnte Kartenbild ist dadurch stark verformt, besonders dort, wo Ballungsräume auf dünn besiedelte Landstriche treffen. So erscheint Berlin wie mit einer Lupe mehrfach vergrößert, während die riesige Uckermark zu einem kleinen Fleckchen zusammenschrumpft. Die Orientierung auf der Karte fällt deshalb nicht leicht. Man muss sich schon einigermaßen auskennen, wenn man einen bestimmten Landkreis finden will.
Aber in der Gesamtschau gibt es einen Aha-Effekt: Es sind nicht nur einige wenige Stadtbewohner, die unter hohen Mieten leiden, sondern weite Teile der Bevölkerung stehen unter großem Mietendruck. Auch wenn die ungewohnte Kartografie es schwer haben wird, sich durchzusetzen, verdient diese Art der Darstellung Aufmerksamkeit.
Jens Sethmann
Studie unter www.bbsr.bund.de
23.02.2017