Ein Berliner Lehrerehepaar wird durch Baumaßnahmen im Haus massiv in seiner Wohnungsnutzung eingeschränkt. Der mit dem Ausbau des Dachgeschosses beauftragte Bauträger ist einzig und allein am möglichst schnellen Fortschritt der Baumaßnahmen interessiert. Die Bauaufsicht schreitet ein, aber eine Kontrolle ihrer Anordnung findet nicht statt. Begründung: Mangel an Mitarbeitern.
Als Ulrich Clemens und Renate Prothmann vor zwölf Jahren in den vierten Stock der Schaperstraße 35 in Wilmersorf zogen, war für sie die Welt in Ordnung: ein schöner Altbau im klassischen Berliner Stil, genug Platz zum Leben und Arbeiten, nette Nachbarn. Ende September 2017 begannen dann plötzlich Bauarbeiten im Haus – ohne Einbeziehung oder Information der Mieter und Einzelwohnungseigentümer, ohne Vorliegen von Prüfberichten, ohne Absicherung der Baustelle, ohne Antworten auf Beschwerden der Bewohner.
Mittlerweile hat die Bauaufsicht ein Nutzungsverbot für zwei Zimmer in der Wohnung im vierten Stock verhängt, in anderen Zimmern sorgen Entfeuchtungsgeräte für eine Trocknung der Wände und Decken. Grund: Nach dem illegalen Abbruch des Dachbereichs – eine Baugenehmigung lag nicht vor – wurde das Gebäude nur völlig unzureichend gegen Wassereintritt gesichert. Die Bauarbeiter arbeiteten auf dem Dach ohne jede Sicherungsmaßnahme. Schon mehrmals mussten Polizei und Feuerwehr anrücken, weil Hausbewohner und Passanten dadurch gefährdet waren.
Ulrich Clemens und Renate Prothmann haben inzwischen mit ihrem Rechtsbeistand eine Mietminderung durchgesetzt. Doch an den Bauarbeiten ändert das nichts. Der auf dem Baustellenschild genannte Bauleiter ist längst nicht mehr in dieser Funktion tätig. Ein am 8. Dezember 2017 von der Bauaufsicht verhängter Baustopp für das Vorderhaus wurde nicht befolgt.
„Der Bauaufsicht fehlen Mitarbeiter für die Kontrolle ihrer Anordnungen“, muss Bezirksstadtrat Oliver Schruoffeneger zugeben. Inzwischen wurde der Baustopp aufgehoben. Der Ausschuss für Eingaben und Petitionen der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf sieht die Eingaben der Mieter und einer Eigentümerin als erledigt an. Aber ihre Probleme gehen weiter. Immer wieder gibt es neue Wasserschäden in den Mieträumen.
Der verantwortliche Architekt P. hat ihnen versprochen, dass die Bauherrengemeinschaft alle Schäden beseitigen lassen und alle entstehenden Kosten übernehmen wird. Jetzt warten die Mieter auf die Umsetzung dieses Versprechens.
Rainer Bratfisch
06.09.2018