Seit Monaten ist der Aufzug kaputt. Hochbetagte Mieter sitzen in der 7. Etage fest. Der Weg zum Arzt, in den Supermarkt und einfach an die frische Luft ist ihnen versperrt. Die Hausverwaltung scheint das nicht zu interessieren.
Körperlich und auch seelisch seien sie am Ende, so beschreibt Ingrid Bartsch (82) die Situation, in der sie und ihr Mann (92) seit September leben müssen. Der kaputte Fahrstuhl in ihrem Haus in der Ritterstraße 97 in Kreuzberg hält sie in der 7. Etage fest. Paul Bartsch, der auf einen Rollator angewiesen ist, kann seit Wochen das Haus ohne Hilfe gar nicht mehr verlassen. Seine Frau muss ab und zu nach unten, um einen Arzt aufzusuchen, Medikamente zu holen und einzukaufen. „Dann ziehe ich mich am Geländer Stufe um Stufe wieder nach oben“, erklärt sie.
Die Hausverwaltung scheint dieser mittlerweile mehr als drei Monate andauernde Zustand nicht zu stören. Sowohl Mieter und auch der Rechtsberater des Berliner Mietervereins (BMV) haben eine Änderung angemahnt, seit Monaten ohne Reaktion der Hausverwaltungen. Die seit Januar zuständige Verwaltung „Capera Immobilien“ erklärte nun gegenüber dem MieterMagazin, sie müsse sich erst in die Bestände einarbeiten.
Entwürdigend nennt BMV-Geschäftsführer Reiner Wild einen solchen Umgang von Vermieter und Hausverwaltung mit Mietern. Weil der mietrechtliche Weg hin zu einem funktionierenden Aufzug langwierig sei, müsste die Wohnungsaufsicht in Aktion treten – gerade wenn Eile geboten ist, wie im Fall des Seniorenpaares. „Doch wegen Personalmangels und eingeschränkten Befugnissen“, so Wild, „kann man in der Regel nicht auf rasche Abhilfe von dort hoffen.“
Rosemarie Mieder
20.02.2019