Von ihrer Vermieterin sind die Bewohner der Eisenbahnstraße 13 in Kreuzberg einiges gewohnt. Aber als Anfang Dezember plötzlich eine Riesenterrasse im Hof gebaut wurde, waren sie ratlos. Wozu diese Holzkonstruktion?
„Wir sind alle genervt“, erklärt Peter Siebolds, der seit fast 40 Jahren im Haus wohnt. Er spricht von einem „Schildbürgerstreich“. Wo vorher ein ordentlicher eingezäunter Müllplatz war, steht nun ein circa 50 Quadratmeter großes Holzpodest. „Darunter können Ratten nisten, außerdem stehen die Mülltonnen jetzt kreuz und quer, der Hof sieht total chaotisch aus“, ärgert sich Siebolds.
Von ihrer Vermieterin erhielten die Mieter keine Auskunft über die rätselhafte Baumaßnahme. Daraufhin wandten sie sich ans Bezirksamt. Zwei Mitarbeiter der Bauaufsicht waren vor Ort, konnten aber keinen Verstoß feststellen. Für den Bau einer Terrasse brauche der Eigentümer ebenso wenig eine Genehmigung wie für die Verlegung des Müllstandorts, wurde schriftlich mitgeteilt. Auch aus erhaltungsrechtlicher Sicht sei das Bauwerk nicht zu beanstanden. Einige Mieter vermuten, dass es der seit mehreren Jahren leerstehenden Erdgeschosswohnung als Terrasse zugeschlagen werden soll. Das wäre im Milieuschutzgebiet nicht zulässig. Aber solange kein Durchbruch zur Wohnung hergestellt wird, sei nichts zu machen, so das Bezirksamt. Der Leerstand der Wohnung sei dem Wohnungsamt gemeldet, hieß es auf Anfrage des MieterMagazins.
Bleibt die Frage: Welche Funktion hat das Podest? Auch das MieterMagazin erhielt auf diese Frage keine Antwort von der Eigentümerin.
Birgit Leiß
27.02.2021