„Urban Living“ nennt sich ein ambitioniertes Vorhaben des Berliner Senats: Landeseigene Wohnungsunternehmen sollen bezahlbaren Wohnraum schaffen und die Stadt zugleich auch zukunftsweisend weitergestalten. Die beiden Projekte des Wohnungsbauunternehmens Gesobau stehen längst nicht mehr nur auf Modellplatten.
Arbeiten und Wohnen sollen in dem Neubau an der Weißenseer Langhansstraße, Ecke Roelckestraße einmal dicht beieinander liegen. Hinter Bauzäunen und Rüstungen entsteht hier derzeit ein repräsentatives Eckhaus mit zurückgesetztem Dachgeschoss, in dem die Wohn- und Gewerberäume nicht wie üblich getrennt an unterschiedliche Nutzer vermietet werden. Die kommunale Gesobau hatte bewusst Mieterinnen und Mieter gesucht, die Arbeit und Wohnen miteinander verbinden wollen. Der sechsgeschossige Neubau wird zu einem der ersten fertiggestellten innovativen Bauprojekte gehören, die unter dem Motto „Urban Living – Neue Formen städtischen Wohnens“ von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 2016 vorgestellt worden waren.
Die Stadtplaner hatten zusammen mit den städtischen Wohnungsbaugesellschaften Ideen und Entwürfe für sowohl zukunftsweisenden als auch bezahlbaren Wohnungsneubau entwickelt. Für die Gesobau lag ein Ansatz in kürzeren Arbeitswegen, einer engeren Hausgemeinschaft und in der effektiven Nutzung von knappen und teuren Ressourcen wie Büroflächen. So sollen die Selbstständigen und Gewerbemieter in Weißensee beispielsweise auch Besprechungs- und Seminarräume in einer zweigeschossigen Remise im Hof gemeinsam nutzen können. Nachfragen ließen nicht auf sich warten: Eine Dolmetscherin, Ergotherapeuten und ein Team von Hebammen gehören zu den Interessenten, die sich um Wohn- und Arbeitsflächen im Haus beworben haben.
Sich Räume zu teilen und deren Nutzung selbst mitzugestalten ist auch der Leitgedanke eines zweiten Gesobau-Projektes, das ab diesem Jahr in der Pankower Mühlenstraße 24 errichtet wird. Hier sind ein Gemeinschaftsbereich geplant, über dessen Nutzung die Bewohnerinnen und Bewohner selbst entscheiden, sowie Flächen im Außenbereich, auf denen beispielsweise gegärtnert werden kann. Die Hälfte der 107 Wohnungen in der Mühlenstraße werden als geförderter Wohnraum für 6,50 Euro pro Quadratmeter nettokalt vermietet, ein Wohnberechtigungsschein ist erforderlich. Bei den übrigen Wohnungen sollen die Nettokaltmieten nach jetzigem Planungsstand im Durchschnitt unter 10 Euro pro Quadratmeter liegen.
Rosemarie Mieder
27.02.2021