„Erst wilder Grillplatz, dann Berlins erste Favela und schließlich Renditeobjekt“ – der Fotograf Alexander Steffen beschreibt so den Weg der Cuvry-Brache zwischen 2010 und 2019.
Immer wieder hat er mit seiner Kamera die Veränderungen dokumentiert: Das Verschwinden des berühmten „Handschellenmanns“, luxuriös gefesselt mit einer goldenen Kette. Dann die übermalten astronautenhaften Figuren an der Nachbarwand, an deren Stelle erst einmal ein erhobener Mittelfinger erschien. Verschwunden, wie andere Graffiti-verzierte Brandmauern, erloschene Neonreklamen, verwaiste Kinoeingänge. „Vanishing Berlin“ – der Fotografieband hat die vertraute und bei aller Ramponiertheit liebgewonnene Stadt festgehalten, bis sie im neuen Berlin unterging – zumeist hinter und unter Palästen aus Beton und Glas. Berlin sei ein „Eldorado für Geldwäsche und Glücksritter jeder Couleur“ geworden, schreibt Steffen, zu einem „Pokerspiel um Betongold“, das immer größere Kreise ziehe. Er habe den Wunsch gehabt, die Seele von Berlin einzufangen. Sein Buch sei eine Einladung, seiner Spurensuche zu folgen.
rm
28.02.2022