Berlins Einwanderungsgeschichte hat helle und dunkle Seiten. Ein dunkles Kapitel ist die Zeit ab 1884, nachdem sich das Deutsche Reich in Afrika und Ozeanien Kolonien aneignete. Im kaiserlichen Amtsdeutsch hießen sie „Deutsche Schutzgebiete“.
Weil für deren Ausbau einheimische Fachkräfte gebraucht wurden, wurden viele junge Afrikanerinnen und Afrikaner zu Ausbildungszwecken nach Deutschland gebracht. Nicht wenige von ihnen, vor allem die jungen Männer, gründeten Familien und blieben für den Rest ihres Lebens. So wie Josef Bohinge Boholle aus Kamerun, der zusammen mit über 100 Kindern, Frauen und Männern nach Berlin kam – als Darsteller auf der „Ersten Deutschen Kolonialausstellung“ – eine diskriminierende „Völkerschau“, die 1896 im Treptower Park stattfand. Zusammen mit 19 anderen Männern blieb Josef Bohinge Boholle in der Reichshauptstadt. Ihre Hoffnung auf ein gleichberechtigtes Leben erfüllte sich nicht. Die Ausstellung stellt neben anderen Biografien auch sein Leben vor und verfolgt es über inzwischen fünf Generationen bis in die heutige Zeit.
rm
Zu sehen noch bis zum 30. April 2023 im FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum
www.fhxb-museum.de
24.02.2023