In der Schlangenbader Straße in Wilmersdorf wohnen über dreitausend Menschen. Früher konnten sie ein ganzes Dachgeschoss mit Gemeinschaftsräumen nutzen. Ein Raum ist davon noch übrig. Und jetzt will die Degewo dafür einen Gewerbemietvertrag abschließen. Warum?
Die Mieter in der Schlangenbader Straße sind aktiv. Sie haben sich zu einer Gruppe namens „Nachbarn-für-Nachbarn“ zusammengeschlossen und entwickeln jede Menge Aktivitäten. Das Spektrum reicht von wöchentlichen Skat- und Spieleabenden über eine Ukulele-Gruppe bis hin zu einem Kultfilm-Kinoabend jeden Monat. Dafür nutzen Sie einen Raum in der Schlangenbader Straße 24c, der ihnen bisher kostenfrei vom Wohnungsunternehmen zur Verfügung gestellt wurde. Doch auf einem Treffen Ende letzten Jahres, bei dem es eigentlich nur um technische Aspekte wie etwa die Anbringung zusätzlicher Steckdosen gehen sollte, verlangte die Degewo den Abschluss eines Gewerbemietvertrags für die weitere Nutzung.
Auf Anfrage des MieterMagazins betonte das Wohnungsunternehmen, dass man die ehrenamtliche Arbeit der Mieterinitiativen als einen wertvollen Beitrag zu aktiven, lebenswerten Quartieren betrachte, den man wo immer möglich gern unterstütze. Doch: Im konkreten Fall hätte es immer wieder Nutzungskonflikte gegeben. Deshalb wolle man nun die Nutzung vertraglich regeln. Die Degewo schlägt vor, dass ähnlich wie in anderen Quartieren von ihr ein Träger wie zum Beispiel ein Verein für den Gemeinschaftsraum als Vertragspartner fungiert. Die Degewo zu den Kosten: „Wir haben nicht die Absicht, Gewinn zu erzielen.“
Von Nutzungskonflikten als Begründung zeigt sich Ursula Reh von Nachbarn-für-Nachbarn verwundert. „Die Mieter:innen fragen bei uns an, und wir organisieren die Nutzung der Räume.“ Auch Firmen des Wohnungsunternehmens würden manchmal einen Raum benötigen „Dann schauen wir, wie wir alle Wünsche koordinieren können.“ Von Konflikten oder gar Streitigkeiten ist ihr nichts bekannt. Warum die Degewo also nun auf einem Vertrag beharrt, ist rätselhaft.
Stefan Klein
24.02.2024