Verkehrslärm wird vor allem nachts als störend empfunden. Er gilt als eine der Hauptursachen für unruhigen Schlaf und verursacht Probleme wie Herz-/Kreislauferkrankungen. Um Anwohner an Hauptstraßen zu entlasten, will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 2007 auf rund 66 Kilometern Länge ein nächtliches Tempo-30-Gebot erlassen.
Bisher wurde in Berlin Tempo 30 während der Nachtzeit nur vereinzelt angeordnet. Das hat zu einem eher zufälligen Verteilungsbild geführt. Dabei kann der Lärmpegel bei einer Tempoverringerung von 50 auf 30 km/h um 2 bis 3,5 Dezibel verringert werden. Eine Minderung um 3 Dezibel entspricht etwa der Halbierung des Lärmpegels. Auf rund 40 Straßenabschnitten, die insgesamt etwa 23 Kilometer lang sind, gilt das Tempolimit zwischen 22 und 6 Uhr bislang. Doch die in nationales Recht umgesetzte „Umgebungslärm-Richtlinie“ der Europäischen Union erfordert mehr. Deshalb hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nun systematisch jene Straßenabschnitte ermittelt, an denen die Anwohner besonders stark vom Lärm betroffen sind.
Das Hauptverkehrsstraßennetz Berlins hat eine Länge von 1550 Kilometern. Davon kamen 586 Kilometer von Anfang an nicht für ein Tempolimit in Frage, da die Verkehrsströme dort auch nachts zu groß sind. Auf den verbleibenden Hauptstraßen wurden alle Abschnitte erfasst, an denen die Lärmbelastung in Wohngebieten 60 Dezibel und in gemischt genutzten Gebieten 65 Dezibel überschreitet. Ein weiteres Kriterium: Auf 100 Metern müssen mindestens 50 Anwohner betroffen sein. Dabei kamen 717 Straßenabschnitte zusammen mit einer Gesamtlänge von 101 Kilometern. Über 100.000 Anrainer leben dort.
An diesen Straßenabschnitten wurden nochmals sämtliche Belange geprüft. Aus einzelnen Abschnitten, die nur durch kurze Lücken getrennt waren, wurden zusammenhängende Abschnitte gebildet. Sehr kurze, vereinzelte Abschnitte hingegen fielen heraus. Ein weiteres Ausschlusskriterium ist die drohende Verkehrsverlagerung auf benachbarte Straßen. Am Ende blieben so noch 104 Straßenabschnitte mit einer Länge von 66 Kilometern übrig. Dort wohnen insgesamt 66.000 Menschen, die künftig ruhiger schlafen können. Die neuen Tempo-30-Strecken sollen allesamt noch im Jahr 2007 eingerichtet werden.
Lars Klaaßen
MieterMagazin 4/07
Noch in diesem Jahr werden – wie hier in der Martin-Luther-Straße – umfangreiche Tempo-30-Nachtzonen ausgewiesen
Foto: Christian Muhrbeck
17.07.2013