Den noch verbliebenen Mietern der Wohnanlage in der Charlottenburger Sömmeringstraße 8-22 wird übel mitgespielt.
Um die Wohnanlage in der Sömmeringstraße gibt es schon seit Jahren Streit. 1987 hatte die Degewo die Häuser vom Bezirk übernommen. Der Berliner Mieterverein kritisierte immer wieder, dass die Degewo wichtige Sanierungsarbeiten, wie etwa den Einbau einer Zentralheizung, nicht durchführte. Da sich Investitionen in die Gebäude nach Ansicht des Wohnungsbauunternehmens nicht mehr lohnten, versuchte man, die Gebäude loszuwerden – im vergangenen Jahr mit Erfolg. Ende Oktober 2007 trat die „Greta Immobilien AG“, die neue Eigentümerin der Wohnanlage, an die noch verbliebenen Mieter heran und teilte in einem Schreiben mit, dass der Allgemeinzustand der Gebäude sehr schlecht und es notwendig sei, „Baumaßnahmen in erheblichem Umfang auszuführen, welche das Haus jedoch unbewohnbar machen.“ Das Immobilienunternehmen bot den Mietern an, ihnen bei der Suche nach einer neuen Wohnung behilflich zu sein und die Umzugskosten sowie die Kaution für die neue Wohnung zu übernehmen. Die Möglichkeit, nach den Bauarbeiten wieder in die Wohnungen zurückzuziehen, wurde offensichtlich gar nicht erst in Betracht gezogen. Was genau der neue Besitzer mit dem Grundstück vorhat, ist nicht klar. „Von unserer Seite gibt es zu den betreffenden Objekten keine Stellungnahme“, hieß es auf Nachfrage des MieterMagazin.
Mieter Georg Stockhorst wohnt seit 1985 in der Sömmeringstraße 20-22. Trotz des schlechten Gebäudezustandes möchte er nicht ausziehen. „Meine Kinder wurden hier in der Wohnung geboren, ich hänge sehr an ihr“, sagt er. Von den Eigentümern wurde ihm eine Entschädigung angeboten, diese sei aber nicht sehr hoch. Im Dezember 2007 drang ein Trupp fremder Männer in die Wohnanlage ein und brach Fenster aus den leer stehenden Wohnungen heraus. Im Januar 2008 kamen die Vandalen wieder. Diesmal gingen sie noch rabiater vor. Mit Äxten versuchten sie, die Wohnungstür von Georg Stockhorst aufzubrechen. Auch die Kellertür des Mieters Erol Hakki schlugen die Unbekannten ein. Die Mieter vermuten, dass der Schlägertrupp von der Hausverwaltung eingesetzt wurde, um sie einzuschüchtern. Diese weist den Vorwurf scharf zurück. Erol Hakki und andere Mieter sind inzwischen ausgezogen. Noch harrt Georg Stockhorst aus. Aber: „Man muss schon hartgesotten sein, um das auszuhalten“, sagt er müde.
Sina Tschacher
MieterMagazin 4/08
Unbekannte demolierten Wohnungstüren in der Sömmeringstraße
Foto: Christian Muhrbeck
10.05.2017