Steigende Preise bei Öl und Gas verschaffen erneuerbaren Energien kräftigen Zulauf. Auch Holz ist als Brennstoff zunehmend gefragt, insbesondere die kleinen als Pellets bekannten Holzpresslinge. In Mietshäusern findet sich diese Technik aber noch relativ selten.
Wenn es ums Heizen mit Biomasse geht, sind Holzpellets eindeutig die Nummer eins. Anderes organisches Material wie Hackschnitzel oder Stroh kann da nicht mithalten. Die kleinen genormten Holzpresslinge sind extrem trocken und brennen dadurch sehr gut und emissionsarm. „Pellets sind einfach zu handhaben. Da sie genormt sind, kann man eigentlich gar nichts falsch machen“, sagt Hermann Hansen von der „Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe“ (FNR).
Das ist bei Hackschnitzeln oder Scheitholz je nach Qualität nicht immer der Fall. Hansen: „Problematisch sind dabei vor allem die Gerüche und die Emissionen.“ Stroh scheidet als Brennmaterial in dicht besiedelten Gebieten schon wegen der nötigen großen Lagerräume aus. Stroh oder Getreideabfälle bieten sich hauptsächlich für größere Heizanlagen mit Nahwärmeversorgung an, also eher in ländlichen Kommunen.
Der Deutsche Energie-Pellet-Verband (DEPV) geht davon aus, dass in Deutschland noch in diesem Jahr die 100.000ste Pelletheizung in Betrieb geht. Im Jahr 2000 gab es hierzulande gerade mal 3000 Pelletheizungen. Die meisten Pelletkessel – rund 40 Prozent – werden in Bayern verkauft. Es folgen Baden-Württemberg mit 18, Nordrhein-Westfalen mit neun, Hessen mit acht und Niedersachsen mit fünf Prozent. „Die Pelletheizung stammt ursprünglich aus Österreich und eroberte von dort aus vor allem den benachbarten süddeutschen Markt“, so Hermann Hansen vom FNR.
Zentrale Beheizung erfordert ein Pelletlager
Es gibt verschiedene Arten von Pelletheizungen. Mit sogenannten Einzelöfen können gezielt einzelne Wohnräume beheizt werden. Um gleich mehrere Räume oder sogar eine ganze Wohnung zu beheizen, empfehlen sich Einzelöfen mit Wassertaschen, so genannte Primäröfen. Sie erwärmen zu 20 Prozent die Raumluft, zu 80 Prozent Wasser. Werden sie an das Heizungsnetz angeschlossen, werden nicht nur weitere Räume erwärmt, sondern auch das Brauchwasser. Das senkt Leistung und Kosten bestehender zentraler Versorgungseinheiten rapide. Um ganze Wohnhäuser zu beheizen und mit Warmwasser zu versorgen, wird im Heizraum des Gebäudes eine halb- oder vollautomatische Pellet-Zentralheizung installiert. Über Sauganlagen oder Förderschnecken werden die Pellets exakt dosiert in den Ofen gefüllt. Voraussetzung ist deshalb, dass es in Ofennähe einen ausreichend großen Lagerraum gibt. Statt des Öltankwagens fährt dann der Pelletlaster vor und füllt das Lager auf.
Einzelöfen in Wohnräumen werden normalerweise per Hand bestückt. Sie sind ab etwa 4000 Euro zu haben. Eine Pellet-Zentralheizung kostet inklusive Fördertechnik und Montage zwischen 9000 und 15.000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für den Lagerraum. Wer sich eine Pelletheizung anschafft, wird jedoch vom Staat finanziell unterstützt. Die Zuschüsse aus dem Marktanreizprogramm wurden zum 1. Januar angehoben: Je nach Heizungstyp gibt es zwischen 1000 und 2500 Euro. Die Förderung können ausdrücklich auch Mieter beantragen.
Es sind jedoch vor allem Eigenheimbesitzer, die von Öl oder Gas auf Biomasseheizungen umschwenken. In Mietshäusern spielen sie bislang kaum eine Rolle. „Sachliche Gründe gibt es dafür keine“, sagt Martin Bentele, Geschäftsführer des DEPV. „Zu 99 Prozent sind es Eigentümer, bei denen wir Pelletheizungen einbauen“, weiß auch der Berliner Kaminbauer Andreas Krappe. Ähnliche Zahlen nennt auch Erik Paßow, Inhaber der Firma Masuch aus Berlin.
Höherer Anschaffungspreis amortisiert sich
Das Bremer „Energie Institut“ hat im letzten Jahr die Wirtschaftlichkeit von Holzpellet- und Holzhackschnitzelheizungen für Gebäude mit mehr als 1000 Quadratmeter Nutzfläche im Vergleich zu herkömmlichen Erdgas- und Ölheizungen untersucht. Das Ergebnis: Holzfeuerungsanlagen können auch in großen Gebäuden eine Alternative sein. Aber Paßow und Krappe vermuten, dass Vermieter sich davon abschrecken lassen, dass Pelletheizungen zunächst ein paar tausend Euro mehr kosten als Gasheizungen und sich erst im Laufe einiger Jahre rechnen. „In zehn Jahren wird man über die Anschaffungskosten lachen“, meint Paßow dazu. In Altbauwohnungen eignen sich Primäröfen als Ersatz für alte, unwirtschaftliche Öl-, Gas- oder Nachtspeicheröfen. „Wo eine Zentralheizung und noch die alten Öfenzüge vorhanden sind, ist der Einbau einer Pelletheizung normalerweise kein Problem“, weiß Marc Reiß, Inhaber der Firma „Mare Solartechnik“. Problematisch sei das nur, wenn im Keller eine Gasbrennwerttherme stehe und deren Abgasleitungen durch die alten Ofenzüge gingen. „Die sind dann nicht mehr für die Pelletöfen nutzbar.“
Der Schornsteinfeger berät
Egal, ob Mieter oder Eigentümer: „Bevor man eine Feuerstätte kauft, sollte man sich vom zuständigen Bezirksschornsteinfegermeister beraten lassen“, sagt Reiner Raeder von der Schornsteinfeger-Innung Berlin. „Er kann sagen, wo ein geeigneter Schornstein zur Verfügung steht und welche baulichen Maßnahmen ergriffen werden müssen.“ Teilweise reiche es schon, in den alten Schornstein ein starres und ausbrennsicheres Edelstahlrohr einzusetzen, das den Durchmesser auf etwa 15 Zentimeter verringere, so Hansen. „Wenn bautechnisch nichts dagegen spricht, kann ein Vermieter den Einbau eines Pelletofens normalerweise nicht verwehren“, sagt Norbert Eisenschmid, Justiziar beim Deutschen Mieterbund (DMB). Hier müssten beide Seiten ihre jeweiligen Interessen abwägen.
Im großen Stil wurde das Heizen mit Holz vor einigen Jahren in Rudow aufgezogen: Die 50.000 Bewohner der Gropiusstadt bekommen seit dem Jahr 2003 Energie für Heizung und Warmwasser aus einem Holzheizkraftwerk. „Für unsere rund 12.000 Mieter in der Gropiusstadt konnten die warmen Betriebskosten gegenüber der bisherigen Versorgung durch das damalige Kohlekraftwerk der Bewag um 25 Prozent gesenkt werden“, sagt Volker Ries, Projektleiter Bestandsentwicklung bei der Wohnungsbaugesellschaft Degewo. Jedes Jahr werden außerdem 235.000 Tonnen weniger Kohlendioxid in die Luft emittiert als bei einem konventionellen Kraftwerk. Ein zusätzlicher Gaskessel kommt nur im Notfall zum Einsatz, etwa bei Wartungsarbeiten. Rund 200.000 Tonnen Holz werden in Rudow jedes Jahr verfeuert – allerdings keine Pellets, sondern Holzhackschnitzel.
Kristina Simons
Was sind Pellets?
Pellets sind kleine genormte Presslinge aus getrocknetem, naturbelassenem Restholz wie Sägemehl, Hobelspänen oder Waldrestholz. Sie haben meist einen Durchmesser von sechs Millimetern und sind zwischen zehn und 35 Millimeter lang. Sie werden ohne chemische Bindemittel unter hohem Druck hergestellt. Wie bei Biomasse üblich, wird bei der Verbrennung exakt die Menge an Kohlendioxid freigesetzt, die der Baum beim Wachsen aufgenommen und gespeichert hat. Biomasse verbrennt deshalb kohlendioxidneutral. Pellets heizen deutlich effizienter als luftgetrocknetes Holz. Welche Menge man zum Heizen braucht, liegt wesentlich an Größe und Dämmstandard des Hauses. Als Richtwert gilt: Zwei Kilo Holzpellets ersetzen einen Liter Heizöl und einen Kubikmeter Erdgas. Eine Tonne der kleinen Holzpresslinge kostet derzeit durchschnittlich 190 Euro, zwei Kilo demnach 0,38 Euro (Stand: Februar 2008). Ein Liter Heizöl kostet hingegen 0,77 Euro (Stand: 6. März 2008)
ks
MieterMagazin 4/08
Ob Einzelöfen …
Fotos: Christian Muhrbeck
… oder Zentralheizung – sachliche Gründe gibt es nicht, die gegen die Pellettechnik in Mehrfamilienhäusern sprechen
Pellets im Lager
Preiswerter und umweltfreundlicher als Kohle: das Holzkraftwerk in Rudow versorgt 50000 Bewohner mit Heizung und Warmwasser
Infos zu Biomasseheizungen gibt es zum Beispiel bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. unter
www.fnr.de oder bei der Deutschen Energie-Agentur unter
www.dena.de
Infos und Formulare zur Förderung durch das Marktanreizprogramm gibt es beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA),
www.bafa.de
Geringe Feinstaubemission
Wird Holz verbrannt, entstehen schädliche Stickstoff- und Schwefeloxide sowie Salzsäure. Außerdem gerät dabei Feinstaub in die Luft. Vor allem bei Pellets sind diese Emissionen jedoch sehr gering, da sie extrem trocken sind, gleichmäßig verbrennen und von Zusammensetzung und Qualität her immer gleich sind. Gerade moderne Pellet-Zentralheizungen sind in der Regel sehr viel klimafreundlicher als Gasheizungen.
Für besonders emissionsarme und effiziente Holzpelletkessel gibt es das Umweltzeichen „Blauer Engel“. Die geplanten Richtwerte der novellierten Bundesimmissions- schutzverordnung halten sie schon heute ein.
ks
18.04.2020