Makler werben gern mit Attributen wie unabhängig, seriös und objektiv. Da sie von Provisionen leben, agieren sie allerdings in den seltensten Fällen wirklich unabhängig. Eine bundesweite Umfrage ergab, dass sie zum Beispiel sehr wohl Vorbehalte von Vermietern berücksichtigen und deren Wunschvorstellungen von potenziellen Mietern bedienen.
Nur 1,8 Prozent der deutschen Makler vermitteln gern Arbeitslose an ihre Auftraggeber – selbst dann, wenn das Sozialamt Miete und Betriebskosten übernimmt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Befragung von 1090 Maklern, durchgeführt vom Immobilienportal „Immowelt.de“. Tagesmütter sind mit 2,2 Prozent ähnlich unbeliebt. Der Grund: Die Vermieter rechnen mit einer übermäßig starken Abnutzung der Wohnung durch die Betreuung mehrerer Kinder. Auch Schauspieler und Musiker sind nicht sonderlich beliebt, weil sie gelegentlich in der Wohnung üben und damit Beschwerden anderer Mieter provozieren könnten.
Auch Juristen finden sich in der unteren Hälfte der Beliebtheitsskala. Hier ist es wohl die Rechtskenntnis, die Makler und Vermieter abschreckt.
Vermieter bevorzugen zuverlässige, ruhige Menschen mit gesichertem Einkommen. Dem tragen die Makler Rechnung. 35 Prozent nannten bei der Befragung deshalb Beamte als Lieblingsklientel, gefolgt von Rentnern und Handwerkern. Rentner sind in der Regel ruhige Mieter, und ein Handwerker als Mieter kann schließlich den Vermieter von „lästigen“ Reparaturen entlasten. Auf Platz 4 finden sich die Ärzte, wohl nicht, weil sie den Vermieter im Bedarfsfall kurieren könnten, sondern weil sie – wie die Banker auf Platz 5 – zu den vermögenderen Schichten der Gesellschaft gehören.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 4/09
Wohnungsbewerber werden von Maklern „gesiebt“
Foto: Christian Muhrbeck
16.07.2018