Die Howoge gehört mit rund 57.000 Mieteinheiten zu den größten Wohnungsunternehmen Berlins. 42 Prozent ihrer Mieter leben allein, 31 Prozent sind älter als 60 Jahre – Tendenz steigend. Seit Dezember 2008 unterstützen sechs Kiezhelfer kostenlos die Mieter – ein Beispiel, das Schule machen sollte.
In den Kundenzentren Wartenberg und Fennpfuhl klingeln seit einigen Monaten die Telefone öfter als sonst. Der Grund: Mieter können von Montag bis Freitag zwischen 9 und 17 Uhr Helfer bestellen – für den Transport und die Montage von Möbeln oder Tätigkeiten wie Bohrarbeiten, das Auf- und Abhängen von Gardinen, Bildern, Regalen und Lampen. Eingeschränkt mobile Mieter finden auch Unterstützung bei Einkäufen und können sich bei Behördengängen, Besorgungen oder Arztterminen begleiten lassen.
Das Projekt „Kiezhelfer rund ums Wohnen“ wird von den Mietern sehr gut angenommen, wie Howoge-Sprecherin Angela Reute bestätigt. Die jeweils drei Mitarbeiter in den beiden Kundenzentren sind voll ausgelastet. Ihre Einsätze sollen nicht länger als eine Stunde dauern, Material und Auslagen müssen vom Mieter erstattet werden. Wer das Saubermachen scheut, ist bei den Kiezhelfern allerdings an der falschen Adresse: Für Reinigungsleistungen und ständig wiederkehrende Arbeiten in der Wohnung sind die Kiezhelfer nicht zuständig.
Edith Warnke, Mieterin in der Rostocker Straße in Hohenschönhausen, hat den Service bereits mehrmals in Anspruch genommen. Mit 68 Jahren fallen ihr insbesondere Behördengänge und Arztbesuche schwer. Sie freut sich über den Service, zumal dieser sie auch finanziell entlastet. Im vergangenen Jahr hatte sie mehrmals andere Helfer gegen Bezahlung engagieren müssen.
Die sechs Kiezhelfer sind Langzeitarbeitslose aus Lichtenberg. Sie sind beim Wohnungsunternehmen für zwei Jahre befristet angestellt und erhalten ein Festgehalt. Ihre Stellen werden durch das Jobcenter Lichtenberg gefördert. Nach 18 Monaten soll das Pilotprojekt ausgewertet werden. Dann wird entschieden, ob das Angebot auf alle Mieter erweitert wird. Edith Warnke und andere Mieter hoffen, dass der Service bleibt.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 4/09
Pilotprojekt: Bei der Howoge kümmern sich sechs „Kiezhelfer“ um Mieter, die gelegentlich Unterstützung brauchen
Foto: Howoge
08.06.2013