Wilfried Andreas war Referent für Mietpreis- und Wohnungsrecht bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Vor Kurzem ist er in den Vorruhestand getreten.
MieterMagazin: Herr Andreas, Sie sind einer der Väter des Berliner Mietspiegels. Von 1991 an haben Sie die Arbeitsgruppe Mietspiegel des Senats geleitet. Was hat der Senat getan, damit der Mietspiegel auch für Mieter attraktiv ist?
Wilfried Andreas: Die Mietspiegel müssen entsprechend der gesetzlichen Definition ein möglichst realistisches Abbild der Mietenwirklichkeit aufzeigen, damit sie von Vermietern, Mietern und der Rechtsprechung akzeptiert werden. Der Senat hat alles vertretbar Mögliche getan – insbesondere durch Sicherung des einfacheren und kostenlosen Zugangs zu den Informationen der Mietspiegel -, dass Mieter aufgrund guter Kenntnis der gegebenen Mietensituation ungerechtfertigten Mieterhöhungsforderungen auf rechtssicherer Basis entgegentreten können. Hierin und in seiner nachgewiesenen Befriedungsfunktion der widerstreitenden Interessen liegt die wesentliche Bedeutung der Berliner Mietspiegels.
MieterMagazin: In der Arbeitsgruppe Mietspiegel prallen die Interessen von Mietern und Vermietern naturgemäß manchmal kräftig aufeinander. Welches war „die dickste Kuh“, die Sie in den Verhandlungen mal „vom Eis geholt“ haben?
Wilfried Andreas: Oberstes Ziel war für mich immer, die Verhandlungen möglichst im Einvernehmen mit den Interessenvertretern der Mieter und Vermieter abschließen zu können. Deshalb bewerte ich das Zustandekommen der Mietspiegel im Einvernehmen als größten Erfolg. Auf diese Weise konnte zum Beispiel auch der langjährige Streit zwischen den Verbänden über die angemessene im Mietspiegel auszuweisende Spanne – eine besonders „dicke Kuh“ – dadurch beendet werden, dass besondere Auswertungen in Auftrag gegeben wurden, die letztlich zu einer Vereinbarung geführt haben. Es freut mich besonders, dass in diesem bedeutenden Punkt zum Abschluss meiner Funktion als Leiter der Arbeitsgruppe Mietspiegel eine wichtige Weichenstellung für den „Berliner Mietspiegel 2009“ getroffen wurde.
MieterMagazin: Herr Andreas, wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute.
Interview: Reiner Wild
MieterMagazin 4/09
„Der langjährige Streit um die Spannen beim Mietspiegel ist beigelegt“: Wilfried Andreas, ehemaliger Senatsmitarbeiter
Foto: Christian Muhrbeck
08.06.2013