„Wohnungen taugen nicht als Geldanlage“ – unter dieser Überschrift warnte die Financial Times Deutschland Anfang Februar davor, in Immobilien zu investieren. Das „Betongold“ sei ein Mythos. Der Focus empfahl Mitte Januar dagegen den Immobilienerwerb. Stellt sich die Frage: Welcher Auffassung folgt der Markt?
Unter Anlegern im In- und Ausland gilt der Immobilienmarkt in der Hauptstadt als lukrativ. Eine neue Eigentumswohnung in Kreuzberg für 2000 bis 4000 Euro pro Quadratmeter gilt als preiswert, wird doch in München in einer mittleren bis guten Wohnlage das Doppelte verlangt.
Die Verkaufszahlen auf dem Berliner Grundstücksmarkt jedenfalls galoppieren. Um 27 Prozent stieg der Umsatz bei Immobilienwerten – von 8,5 Milliarden 2010 auf 10,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Als Grund dieses Anstiegs nennt der beim Senat angesiedelte „Gutachterausschuss für Grundstückswerte“ (GAA) die Suche nach einer sicheren Kapitalanlage. Besonderer Beliebtheit erfreut sich das klassische Gründerzeit-Mietshaus. Hier stiegen die Verkäufe um 25 Prozent an. Auch der Kauf von Eigentumswohnungen (Umsatz 2011: 2,8 Milliarden Euro) hat in Berlin um 5 Prozent zugenommen. Neben Anlegern finden sich in diesem Segment auch viele Eigennutzer.
„Immobilienkauf in Berlin ist im Trend, die Anfragen kommen aus allen Schichten und aus dem gesamten Querschnitt der Bevölkerung“, beschreibt Dirk Wohltorf, Berliner Regionsvorsitzender des Immobilienverbands Deutschland (IVD), seine Erfahrung. Griechen oder Italiener, die hier im großen Stil investieren würden, wie manche Stimmen behaupten, kenne er nicht. Eher typisch sei „die junge Familie zwischen 30 und 40 Jahren, die eine selbstgenutzte Immobilie als sinnvolle Altersvorsorge betrachtet.“
Der Kauf großer Immobilienpakete, der in der Vergangenheit von ausländischen Investmentfonds mit hohen Renditeerwartungen betrieben wurde, ist nach übereinstimmender Auskunft rückläufig.
Michael Kiefer leitet die Abteilung Immobilienbewertung und -marktforschung bei „Immobilienscout24“. In zehn Jahren rechnet er in Berlin mit Wohnungspreisen wie in Hamburg oder München. Nach seiner Ansicht sind nicht die berühmten „Heuschrecken“ die Preistreiber, sondern „der gehobene Privatkunde“: kleine und mittlere Anleger sowie viele Eigennutzer.
Trendviertel sind nach Angaben des Handelsblatts die beiden gewachsenen Zentren Charlottenburg und Mitte. Diese Gegenden gelten als dauerhaft lukrativ und sind daher auch die bevorzugten Schauplätze des Berliner Eigentumsmarktes.
Holger Klemm
MieterMagazin 4/12
Verunsicherte Sparer suchen zunehmend am Wohnungseigentumsmarkt eine sichere Anlage
Foto: Christian Muhrbeck
19.03.2013