Wieder ein Fall extremer Mieterhöhungen in einer Sozialwohnanlage: Über 10 Euro pro Quadratmeter nettokalt sollen Mieter in der Köpenicker Salvador-Allende-Straße ab Mai zahlen. Das bedeutet eine Erhöhung um mehr als 50 Prozent.
Die 180 Wohnungen umfassende Anlage Salvador-Allende-Straße 76 a-u ist 1997 im Sozialen Wohnungsbau errichtet worden. Nach 15 Jahren ist jetzt die Grundförderung ausgelaufen. Weil das Land Berlin grundsätzlich keine über diesen Zeitraum hinausgehende Anschlussförderung mehr zahlt, kann der Vermieter hier die Miete auf einen Schlag auf die sogenannte Kostenmiete anheben.
Solche Mieten kann kein Sozialmieter tragen. Das im letzten Jahr vom Senat beschlossene Wohnraumgesetz bietet den betroffenen Bewohnern auch keine ernsthafte Hilfe. Sie erhalten maximal für fünf Jahre einen anteiligen Mietausgleich. Spätestens dann muss die verlangte Miete voll vom Mieter gezahlt werden. Früher oder später werden die meisten ausziehen müssen. Dafür hält der Senat eine Umzugskostenbeihilfe als Trostpflaster bereit.
In gefragten Innenstadtlagen haben Eigentümer schon mehrfach eine Anhebung auf die Kostenmiete dazu genutzt, um so die Sozialmieter loszuwerden, um die Wohnungen zu sanieren und teuer an Erwerber zu veräußern. Mit der Salvador-Allende-Straße trifft es nun auch eine Wohnanlage in einem Außenbezirk. Das ist von Nahem betrachtet nicht überraschend: Direkt an der Müggelspree und in der Nähe der Köpenicker Altstadt gelegen, lässt sich das Karree aus Eigentümersicht lukrativ verwerten.
Jens Sethmann
MieterMagazin 4/12
Grundförderung abgelaufen, 50 Prozent mehr Miete ab Mai: Wohnanlage in der Köpenicker Salvador-Allende-Straße
Foto: Christian Muhrbeck
19.03.2013