Die Prognose, dass in Deutschland aufgrund des Geburtenrückgangs auch der Bedarf an Wohnungen zurückgeht, hat sich als falsch erwiesen. 2011 war erstmals wieder eine Zunahme der Bevölkerung zu verzeichnen. Zudem verläuft die demografische Entwicklung regional sehr unterschiedlich. Bis 2017 müssen 825.000 Wohnungen gebaut werden, um eine drohende Wohnungsnot abzuwenden.
Laut einer Studie des Eduard-Pestel-Instituts in Hannover hat die Zahl der Haushalte von 2000 bis 2010 um rund 2 Millionen beziehungsweise fast 6 Prozent zugenommen. Besorgniserregend: Der Anteil der Haushalte mit einem Einkommen von unter 1500 Euro pro Monat ist auf über 44 Prozent und die Zahl der Wohnungslosen in den letzten zwei Jahren um fast 10 Prozent gestiegen. Bis 2017 wird mit einem Zuwachs in Höhe von etwa einer Million Haushalten gerechnet.
Bereits heute fehlen in den zehn deutschen Großstädten mit dem größten Wohnungsmangel mehr als 100.000 Mietwohnungen – allein in München 31.000, in Frankfurt/Main 17.500 und in Hamburg 15.000. „Deutschland hat eine neue Wohnungsnot – insbesondere in Großstädten, Ballungszentren und Universitätsstädten hat sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt deutlich zugespitzt“, stellt die Studie fest. Auch wenn es in Berlin in einigen Außenstadtbezirken noch einen Wohnungsüberhang gibt – bezahlbare Wohnungen werden auch hier immer knapper.
Die Organisationen der Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“, die das Pestel-Institut mit der Untersuchung beauftragt haben, fordern eine neue Wohnungsbaupolitik. Kernforderungen: Erhöhung des jährlichen Abschreibungssatzes auf 4 Prozent, Verdoppelung der Kompensationszahlungen des Bundes an die Länder, verbunden mit einer Zweckbindung, und Neubau von Sozialwohnungen. Der Direktor des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten: „Angesichts der Entwicklungen auf den Wohnungsmärkten darf der Bund nicht länger tatenlos zusehen, erst recht darf er sich nicht Schritt für Schritt aus der wohnungspolitischen Verantwortung stehlen.“
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 4/12
Über 80.000 Wohnungen müssen in den nächsten fünf Jahren in Deutschland gebaut werden
Foto: Christian Muhrbeck
19.03.2013