Berlins Wohnungsmarkt befindet sich in der Phase des stärksten Nachfrageanstiegs, und zukünftig werden preiswerte Wohnungen mehr denn je gesucht werden – zwei der wichtigsten Ergebnisse des kürzlich vorgestellten Wohnungsmarktberichts der Investitionsbank Berlin (IBB).
Die Bevölkerung wächst durch Zuzüge und einen Geburtenüberschuss und damit auch die Nachfrage nach Wohnungen, dem kein entsprechendes Angebot gegenübersteht. Die Folge: Bei neuen Mietvertragsabschlüssen schnellten die verlangten Mieten empor (plus 14 Prozent innerhalb eines Jahres), Familien rücken zusammen, um einen Umzug zu vermeiden, und preiswerte Mietwohnungen werden nachgefragt wie nie zuvor. Doch insbesondere in den Innenstadtbezirken wird dieses Marktsegment durch Modernisierung und allgemeinen Mietenanstieg kleiner, die Nachfrage aber wächst – unter anderem durch wirtschaftlich schwache Zuzügler, Berufsbeginner und Studenten.
Laut IBB-Wohnungsmarktbericht ist davon auszugehen, dass auch dort, wo es noch preiswerte Altbaubestände gibt – Wedding, Neukölln, Moabit -, der „Druck“ zunehmen wird und die Stadtrandsiedlungen von Marzahn, Neukölln und Spandau mit ihren noch preiswerten Wohnungen zum „Überlaufbecken“ für den Berliner Wohnungsmarkt werden. Den Umzugsstau und die damit verbundene Bevölkerungsverdichtung dokumentiert der Rückgang der durchschnittlichen Wohnfläche pro Person (um 0,3 auf jetzt 38,5 Quadratmeter“).
Dieses Ergebnis der alle Jahre wieder vorgenommenen IBB-Analyse gleicht in den entscheidenden Punkten jenem der Vorjahre, wobei die konkreten Zahlen eine sich von Jahr zu Jahr hochschraubende Marktanspannung widerspiegeln. Dass daraus keine Konsequenzen gezogen wurden, redet der Bericht mit dem Umstand klein, dass „sich die Wohnungsmarktakteure zunächst der Tragfähigkeit der Nachfrageentwicklung sicher sein mussten, bevor Maßnahmen, Planungen und Konzepte auf den Weg gebracht wurden“.
Und sind sie nun auf den Weg gebracht? Der Verband der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen (BBU) fordert, „an allen Stellschrauben für mehr Neubau und einer Verbesserung der Wohnraumversorgung einkommensschwacher Haushalte zu arbeiten.“ Das klingt aus berufenem Munde der vorwiegend kommunalen Wohnungsversorger nicht, als ob man schon viel auf den Weg Gebrachtes erkennt. Und auch der Berliner Mieterverein sieht wenig Konkretes: „Beim und mit dem Senat wird viel geredet, aber etwas Handfestes ist dabei noch nicht herausgekommen“, so Geschäftsführer Reiner Wild.
Letztlich attestieren in ihrem Bericht auch die Experten der IBB dem Senat Erfolglosigkeit bei seinen bisherigen Bemühungen: Berücksichtige man, dass aufgrund eines Planungsvorlaufs von mindestens zwei Jahren bei den Baufertigstellungen noch keine Trendumkehr ablesbar ist, so lasse sich diese wohl aber bei den 5600 im Jahr 2011 erteilten Baugenehmigungen erkennen. Die Ernüchterung folgt auf dem Fuße: „Zur Deckung der zusätzlichen Nachfrage werden in Berlin in den nächsten Jahren jedoch bis zu 12.000 Wohnungen jährlich benötigt.“
uh
MieterMagazin 4/13
Wer einen neuen Mietvertrag abschließt, zahlt heute 14 Prozent mehr als noch vor einem Jahr
Foto: Christian Muhrbeck
06.06.2013