Die Bundesregierung hat die Neufassung der Energieeinsparverordnung (EnEV) beschlossen. Nur für Neubauten sind verschärfte Anforderungen vorgesehen. Vermieter müssen künftig den Energieausweis von sich aus vorzeigen.
Neubauten sollen ab 2014 im Schnitt rund 12,5 Prozent weniger Primärenergie verbrauchen als bei der derzeit geltenden Regelung. Der Wärmeverlust der Außenwände, der sogenannte Wärmedurchgangskoeffizient, soll gleichzeitig um 10 Prozent gesenkt werden. Für Neubauten, die ab 2016 errichtet werden, hebt man diese Werte noch einmal um den gleichen Prozentsatz an. Die Anforderungen für bestehende Gebäude werden hingegen nicht erhöht. Es gibt keinerlei Nachrüstpflichten – auf diesem Auge ist die Verordnung blind.
„Für den Gebäudebestand sehen wir bewusst von Verschärfungen ab“, sagt Bauminister Peter Ramsauer (CSU). Die EnEV-Novelle stehe für eine „Energiewende mit Augenmaß“. Ihm sekundiert Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP): „Energieeffizienz lässt sich vor allem mit Anreizen steigern, nicht mit staatlichen Eingriffen.“ Beim Setzen von Anreizen hat die Bundesregierung allerdings versagt: Schwarz-Gelb brachte weder ein CO2-Gebäudesanierungsprogramm noch eine steuerliche Förderung energetischer Sanierungen zustande.
Für die Umweltverbände geht die neue EnEV nicht weit genug. Der BUND nennt sie einen Rückschritt. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID) hingegen findet sie überzogen. Die neue EnEV würde das Bauen so verteuern, dass man im unteren Preissegment keine Wohnungen mehr errichten könne. „Bevor das Wohnen in Deutschland zum Luxus wird, muss es Alternativen zu den stetigen Verschärfungen geben“, meint der BID-Vorsitzende Walter Rasch.
Beim Berliner Mieterverein (BMV) bezweifelt man den angeblichen Teuerungseffekt der Verordnung. „Wenn am Schluss Nettokaltmieten von 12 Euro herauskommen, dann nicht wegen der energetischen Anforderungen“, sagt BMV-Geschäftsführer Reiner Wild.
Jens Sethmann
MieterMagazin 4/13
Vorhandene Gebäude spart die Energieeinsparverordnung aus
Foto: Christian Muhrbeck
06.06.2013