Gemeinschaftsmodelle im Wohnungsbau sind auch in Berlin derzeit gefragt. Angesichts zunehmender Wohnungsnot ist selbstorganisiertes Bauen für viele Wohnungssuchende eine Alternative. Aber lindert ein „dritter Weg“ zwischen dem staatlich subventionierten und dem renditeorientierten Wohnungsbau tatsächlich den Mangel an bezahlbaren Wohnungen? Im Hinblick auf die Internationale Bauausstellung Berlin 2020 werden entsprechende Modelle diskutiert.
Baugruppen und Baugemeinschaften errichten für bis zu 25 Prozent weniger Kosten individuell und ökologisch geplante Häuser – letztendlich zum Selbstkostenpreis. Ein Weg zur Lösung des Berliner Wohnungsproblems? Selbstorganisierte Wohnprojekte, ob zur Miete oder als Eigentum, werden nicht für die dringend erforderliche Entspannung auf dem Berliner Wohnungsmarkt sorgen. Aber: „Die Mischung macht’s“, so Senatsbaudirektorin Regula Lüscher auf einer IBA-Veranstaltung unter dem Motto „Eigeninitiative statt Wohnungssuche – Gemeinschaftsmodelle im Wohnungsbau“. Allerdings nicht nur in Baulücken sollten Bauwillige aktiv werden, sondern auch in Neubau- und Bestandsgebieten.
Für die Stadt Berlin sind selbstorganisierte Miet- und Eigentumsprojekte von Vorteil: Die Menschen ziehen nicht ins Umland, zahlen hier ihre Steuern, Quartiere werden sinnvoll verdichtet. Ökologische und nachhaltige Bauweisen verbessern die Umweltbilanz. Solche Projekte sind auch ein Muster für Engagement und mehr Demokratie in der Stadt.
Noch scheitern allerdings viele Projekte an fehlenden oder zu teuren Grundstücken. Daniela Augenstein, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt: „Im Rahmen der Neuausrichtung der Berliner Liegenschaftspolitik ist beabsichtigt, das mit den Baugruppenportfolios erstmals ausprobierte Konzeptvergabeverfahren verstärkt anzuwenden. Damit dürften auch Baugemeinschaften eine größere Chance bekommen.“ Ein erster Schritt, weitere müssen folgen.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 4/13
Baugruppen sollen mehr von der konzeptbezogenen Grundstücksvergabe des Senats profitieren
Foto: Sabine Münch
20.12.2022