Immer öfter werden auf dem Balkon Obst, Gemüse, Küchenkräuter, Kartoffeln und andere Nutzpflanzen gezogen. Für die einen ist der Balkon Ersatz für einen Garten, für andere Lieferant preiswerter und immer frischer Zutaten für die Küche. Bio-Einkauf war gestern, Balkon-Ernte ist heute? Natürlich: Die Anbaufläche ist begrenzt, nicht alles wächst auf dem Balkon, nicht alles ist erlaubt. Einige Tipps können helfen, die grüne Oase gleich neben der Wohnung optimal zu nutzen.
Jeder Mieter kann seinen Balkon nach seinen ganz persönlichen Bedürfnissen nutzen – solange nicht die Rechte des Vermieters oder der Nachbarn beeinträchtigt werden. Der Mieter kann entscheiden, was er anbaut – wenn es nicht gerade Cannabis ist. Pflanzkästen, -kübel und -töpfe müssen so aufgestellt beziehungsweise befestigt werden, dass sie nicht herabfallen können. Gießwasser darf nicht auf Passanten oder den darunter liegenden Balkon tropfen oder die Fassade herunterlaufen. Kletterpflanzen, die mit ihren Saugnäpfen die Fassade schädigen, muss der Vermieter nicht dulden.
Natürlich: Der Balkon sollte nicht zum Miniacker umfunktioniert werden. Große Kästen mit Erde beschädigen die Bodenbeschichtung des Balkons und werden irgendwann auch zu schwer. Vor der Anbringung größerer Rankhilfen sollte die Erlaubnis des Vermieters eingeholt werden.
Lösungen für den Anfänger
Das trifft auch für „hängende Gärten“ zu. Für Befestigungen an Außenwänden mit Wärmedämmverbundsystemen gibt es im Baumarkt spezielle Befestigungslösungen, die Wärmebrücken vermeiden. Eine niederländische Firma hat eine platzsparende „essbare Wand“ entwickelt: In die 20 Taschen einer Plastikplane, gespannt auf einen Metallrahmen, kann Erde gefüllt werden. Die Pflanzen werden automatisch bewässert. Die ein Quadratmeter große Pflanzwand wird mit sechs Schrauben oder Haken an der Wand befestigt. Sie besteht aus recycelten Plastikflaschen und kostet „nur“ 70 bis 100 Euro – aber der Anschluss an die Wasserleitung ist teuer.
Für Anfänger eignen sich zum Anbau einfache und schnell wachsende Gemüsearten: Radieschen, Pflücksalat, Zuckererbsen und Möhren. Radieschen, in ein Zentimeter Tiefe und im Abstand von fünf Zentimetern ausgesät, wachsen sehr schnell und können bereits nach drei bis vier Wochen geerntet werden. Auch Salate dürfen nicht zu dicht ausgesät werden. Die Samen sollten nicht mit Erde bedeckt sein, sondern nur angepresst werden. Zuckererbsen benötigen eine etwa 50 Zentimeter hohe Rankhilfe. Möhren sollten im Abstand von drei bis fünf Zentimetern gesät werden, die Saattiefe beträgt drei Zentimeter.
Sehr beliebt sind bei Balkongärtnern sogenannte Balkontomaten – aufrecht wachsende oder hängende Busch- oder Strauchtomaten mit einer Höhe von 30 bis 100 Zentimetern. Das Saatgut kann ab Februar oder März in kleinen Töpfen mit Anzuchterde oder Torf ausgesät werden. Ideal ist eine helle und warme Fensterbank auf der Südseite. Alle zwei Tage sollte gegossen werden. Wenn die Tomatenpflanzen etwa 20 Zentimeter groß sind, werden sie pikiert, das heißt jede Pflanze bekommt ihren eigenen Topf. Ab Mai können die Töpfe auf den Balkon gestellt werden. Seitentriebe in der Achse zwischen dem Haupttrieb und Blattstiel kosten die Pflanze unnötig Kraft und müssen entfernt werden.
Aus ausgetriebenen alten Kartoffeln können auf dem Balkon neue Kartoffeln gezüchtet werden. Wenn die Triebe circa zehn Zentimeter hoch sind, wird Erde nachgefüllt, bis die Spitzen bedeckt sind. Das kann mehrere Male wiederholt werden. Im Herbst ist Erntezeit. Küchenkräuter können entweder im Topf gekauft oder selbst ausgesät werden. Längst bieten Gartenmärkte zahlreiche spezielle Obst- und Gemüsesorten für den Balkon an: Kohlrabi, Chili, Paprika, Physalis, Zucchini, mexikanische Minigurken und vieles andere.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 4/13
Aussaat- und Erntezeit einiger Gemüsearten
Mit Bedacht angelegt, ist der Nutzpflanzen-Balkon auch ein Augenschmaus
Foto: balkongarten.
wordpress.com
Literaturtipps
Barth, Ursula; Krebs, Sonja: Gemüsegärten auf Balkon und Terrasse: Gemüse, Obst und Kräuter biologisch selbst anbauen. München 2010, 192 Seiten, 19,95 Euro
Braun-Bernhart, Ursula: Kräuter auf Balkon und Terrasse. Stuttgart 2008, 96 Seiten, 7,95 Euro
Kötter, Engelbert: Küchenkräuter in Töpfen. München 2007, 64 Seiten, 7,99 Euro
Mayer, Joachim: Leckeres vom Balkon. München 2010, 64 Seiten, 7,99 Euro
21.12.2016