Berlin braucht neue Wohnungen, auch durch Nachverdichtung. Wie bezahlbarer Wohnungsbau entstehen und dabei auch in bestehenden Nachbarschaften Akzeptanz finden kann, wollte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit der Ideenkonkurrenz „Urban Living“ herausfinden.
„Ziel des Verfahrens war, Prototypen für den Wohnungsbau in Berlin zu erhalten, und dies zu bezahlbaren Preisen“, erklärt Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften und der Liegenschaftsfonds haben acht Baugrundstücke vorgeschlagen, die von 31 in- und ausländischen Architekturbüros bearbeitet wurden. „Wir haben nach Inspirationen für die Wohnungsbaugesellschaften gesucht und viele innovative Ideen erhalten“, so Lüscher.
So hat das Kölner Büro „BeL“ vorgeschlagen, auf einem Grundstück der Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land in der Briesestraße in Neukölln das ungenutzte Parkhaus nicht etwa abzureißen, sondern mit einigen Eingriffen in ein Wohnhaus umzubauen. Mit einem Low-Budget-Konzept liegen die Baukosten bei nur 820 Euro pro Quadratmeter. Dadurch ist es möglich, die Wohnungen zu einer Nettokaltmiete von 6,50 Euro pro Quadratmeter zu vermieten.
In der Schöneberger Gewobag-Siedlung Am Mühlenberg will das Münchner Büro „03 Architekten“ die Nachkriegsbauten um ein bis drei Geschosse aufstocken. So können 20 bis 25 Prozent mehr Wohnungen entstehen, ohne dass Freiflächen zugebaut werden.
„Plattenbau 2014“ nennt Regula Lüscher ein Leichtbeton-Bausystem, das die Berliner Architekten „Barkow Leibinger“ entwickelt haben. Auf einem Parkplatz neben dem Rathaus Mitte in der Karl-Marx-Allee entwarfen sie ein Hochhaus mit 17 Geschossen. „Diesen Typ könnte man an verschiedenen Stellen ausführen“, sagt Staatssekretär Ephraim Gothe. „Das könnte eine Blaupause sein.“
„Großartig“ findet Howoge-Geschäftsführerin Stefanie Frensch die Ergebnisse. Ihre Gesellschaft hat sich mit einer Brachfläche in der Elsastraße beteiligt, für die Architekten aus Madrid, Paris, Zürich und Köln Entwürfe geliefert haben. Die Pläne sollen nicht in der Schublade verstauben. „Wir werden zeitnah mit der Ausschreibung beginnen, und da werden wir das einfließen lassen“, so Frensch.
Jens Sethmann
MieterMagazin 4/14
Ideen für platzsparenden und preiswerten Neubau lieferte „Urban Living“
Modell: SenStadtUm
23.03.2020