Berlin ist eine zu laute Stadt, auch wenn sich der Senat mit einem Lärmaktionsplan seit fünf Jahren um Abhilfe bemüht. Im Januar 2015 wurde mit zweijähriger Verspätung der „Lärmaktionsplan 2013 bis 2018 für Berlin“ beschlossen.
In Deutschland ist es in Hannover am lautesten, Berlin belegt den sechsten Platz. 50,9 Prozent der Fläche sind im Tagesmittel mit über 55 dB(A) belastet. „Lärm ist in einer Metropole wie Berlin eines der größten Umweltprobleme“, muss Berlins Stadtentwicklungs- und Umweltsenator Andreas Geisel zugeben.
Noch immer sind rund 300.000 Personen von Lärmpegeln oberhalb der gesundheitsrelevanten Schwelle betroffen. 121.600 Berliner müssen nachts eine Lautstärke von bis zu 65 Dezibel ertragen. Bereits bei 60 Dezibel Dauerbelastung steigt das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen. Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes entstehen pro Jahr durch Lärm Umweltschäden in Höhe von fast 150 Millionen Euro.
Größter Lärmverursacher ist nach wie vor der Kraftfahrzeugverkehr. Im Mittelpunkt des neuen Lärmaktionsplanes stehen deshalb Maßnahmen an den Hauptverkehrsstraßen. Maßnahmen hierzu: Fahrbahnsanierungen mit lärmoptimierten Asphalten, der Umbau von Straßenabschnitten zur Verstetigung des Verkehrsflusses, Sanierungen mit elastisch gelagerten Gleisen bei der Straßenbahn, Schmieranlagen bei der Ringbahn und Befeuchtungsanlagen bei der U-Bahn. Aber die Umsetzung des Plans ist noch nicht gesichert – weder personell noch finanziell. Für die Neubeschaffung von Bussen und Bahnen wurden Lärmstandards erarbeitet.
Neue Tempo-30-Zonen soll es nicht geben. Für laute Straßen, an denen keine aktiven Maßnahmen zur Lärmminderung möglich sind, hat das Land Berlin 2014 ein Schallschutzfensterprogramm für Hausbesitzer aufgelegt. Eine Karte der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt zeigt die Straßen, an denen die Lärmbelastung die Schwellenwerte des Schallschutzfensterprogramms überschreitet. Betroffene Mieter sollten ihren Vermieter auf diese Fördermöglichkeit hinweisen.
Rainer Bratfisch
25.03.2015