Möbel zu Discountpreisen waren gestern: Heute kann man Bett, Schrank oder Kommode auch ausleihen. Verschiedene Anbieter versuchen sich an Mietmodellen für Einrichtungsgegenstände. Nur: Lohnt sich das? Und wenn ja, für wen?
Die „Sharing Economy“, die Wirtschaft des Teilens, ist auf dem Vormarsch. Carsharing ist seit Langem aus den Großstädten nicht mehr wegzudenken. In Berlin wimmelt es nur so von Leihfahrrädern verschiedener Anbieter. Die Idee dahinter: Um sich an etwas erfreuen zu können oder es zu nutzen, muss man es nicht zwangsläufig besitzen. Nur logisch, dass kommerzielle Anbieter das Leihmodell nun auch für ein ganz neues Marktsegment ausprobieren: für Möbel. Das Interesse scheint da zu sein. Das „Consumer Barometer 2017“ der Wirtschaftsprüfer KPMG zeigte, dass sich knapp ein Viertel der Befragten, die bereits andere Sharing-Modelle nutzen, auch vorstellen kann, Möbel oder Dekorationselemente zu leihen.
Die Branche hat den Trend erkannt: Der Möbelgigant IKEA plant ab Frühjahr 2019 in der Schweiz ein Projektmodell zum Verleih der eigenen Möbel. Gegen einen monatlichen Betrag erhalten Kunden Möbelstücke auf Zeit. Diese gehen nach Ablauf der Vertragsdauer zurück an IKEA. Dort sollen sie dann entweder weitervermietet werden oder – entsprechend aufgearbeitet – in die „Fundgrube“ des Möbelhauses wandern, wo leicht beschädigte Möbelstücke günstiger verkauft werden. Nach einer gewissen Nutzungsdauer können die Mietobjekte auch recycelt werden.
IKEA ist aber nicht das erste Unternehmen, das mit dem Verleih von Einrichtungsgegenständen experimentiert. Seit Ende 2016 verleiht OTTO NOW, ein Ableger des Versandhändlers OTTO, Technik, Haushalts- und Sportgeräte. Seit Ende 2018 können Kunden auch Betten, Schränke und Co. mieten. Das aktuell noch eher dünne Angebot umfasst 30 verschiedene Möbel, soll aber bei entsprechender Nachfrage ausgebaut werden. Eine Kommode gibt es beispielsweise für 14,99 Euro monatlich – bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Entscheidet man sich für die kürzest mögliche Leihdauer von einem halben Jahr, werden 33,99 Euro pro Monat fällig. Ein weiterer Anbieter ist Roomovo, ein Start-up aus Wetzlar, das seit Anfang 2018 hochwertige Möbel im Rhein-Main-Gebiet verleiht. Ab Anfang April will das junge Unternehmen auch auf dem Berliner Markt dabei sein.
OTTO NOW wirbt mit der Einfachheit des Systems: Die Möbel werden angeliefert und nach Ende der Laufzeit wieder abtransportiert. Roomovo verweist ebenfalls auf die Bequemlichkeit und Flexibilität des Leihmodells. Gleichzeitig betonen die Anbieter den Nachhaltigkeitsaspekt: Neue Einrichtungsstile könnten erst einmal ausprobiert werden.
Kosten und Nutzen abwägen
Möbel würden bei Nichtgefallen nicht einfach entsorgt, sondern weitervermietet. Auch mit den niedrigen Kosten wird argumentiert. Eine nüchterne Kostenanalyse zeigt aber: Leiht man besagte Kommode bei OTTO NOW für zwei Jahre, kommt man auf knapp 360 Euro Leihgebühr. Die Kommode ist im OTTO-Versandhandel für 399 Euro zu haben. Selbst mit einer nur sechsmonatigen Leihfrist hat man umgerechnet bereits die Hälfte der Kommode abbezahlt.
Klar ist: Unter nachhaltigen Gesichtspunkten ist es sinnvoller, sich ein robustes Möbelstück zu leihen und es anschließend weiterzugeben, als sich mit billig produzierten Discountmöbeln einzudecken. Und unter Umständen kann das Leihen die wirklich wirtschaftlichere Variante darstellen – etwa, wenn man die Möbel nur für einen kurzen Zeitraum benötigt.
Katharina Buri
Kunst aus der Artothek
Was eine Bibliothek ist, weiß jeder – aber was ist eine „Artothek“? Dort kann man keine Bücher, sondern Kunst für die eigenen vier Wände ausleihen. Ob Bilder, Skulpturen oder Plastiken: Gegen eine Gebühr, mitunter auch umsonst, können Kunstwerke auf Zeit geliehen werden. In Berlin bieten die Sammlungen der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) und des Neuen Berliner Kunstvereins (n.b.k.) das größte Angebot. Gemeinsam besitzen sie über 6000 Werke, die kostenlos (ZLB, für Inhaber eines gültigen Bibliotheksausweises) beziehungsweise gegen eine Versicherungsgebühr (n.b.k.) von 3 Euro für maximal drei beziehungsweise sechs Monate ausgeliehen werden können. Ob Lithographie von Pablo Picasso oder Druck von Gerhard Richter: Die 20.000 Entleihungen, die beide Einrichtungen jährlich verzeichnen, beweisen, dass für jeden Geschmack etwas dabei sein dürfte.
kb
Informationen zu den Berliner Artotheken bietet die Übersichtsseite:
artothek.kulturimnetz.de
29.07.2023