Der Strom von Geflüchteten aus der Ukraine setzte hierzulande eine Welle der Hilfsbereitschaft in Gang. Innerhalb von vier Stunden wurde aus einer Idee eine Bettenbörse im Internet. Nach nur vier Tagen hatten sich dort mehr als 100.000 Menschen gemeldet, die Geflüchtete aufnehmen wollten. Das Internetportal kam nicht nur im richtigen Augenblick. Es beantwortet auch viele Fragen von jenen, die helfen wollen.
Die Zahl auf der Startseite des Betten-Portals erhöht sich stündlich. Als dieser Beitrag geschrieben wurde, gab es deutschlandweit bereits mehr als 285.000 Angebote einer privaten Unterkunft für ukrainische Flüchtlinge auf der Bettenbörse „#Unterkunft Ukraine“. „Wir sind überwältigt von dem Engagement“, erklärt Andreas Grafemeyer, Sprecher der Bettenbörse, atemlos. Das liegt nicht nur an den vielen Angeboten, die auf der Internetplattform in kürzester Zeit zu verzeichnen waren – die vielen ehrenamtlichen Helfer arbeiten buchstäblich rund um die Uhr.
Nach vier Stunden war die Plattform im Netz
Die Idee zu der Bettenbörse hatte Lukas Kunert, ein erfahrener Organisator von Tagungen und Berater von Nichtregierungsorganisationen (sogenannte NGOs), er beriet sich mit seinem Team: Wenn wir schon die Gewalt nicht verhindern können – so beschlossen sie – dann sollten wir wenigstens das eigene Zuhause mit Geflüchteten teilen. Und für die, die das auch tun wollen, sollte eine Internetplattform geschaffen werden. Sie machten sich an die Arbeit, und nur vier Stunden später ging das Portal online. Es kam genau zum richtigen Zeitpunkt, denn inzwischen liefen täglich übervolle Züge mit erschöpften und traumatisierten Menschen aus der Ukraine am Berliner Hauptbahnhof ein.
„Wir wissen noch nicht, wie viele Geflüchtete es sein werden“, erklärte Katja Kipping, Berlins Sozialsenatorin (Linke). Aber man müsse sich auf dramatisch steigende Zahlen einstellen. „Dass wir das bisher schaffen“, so die Landespolitikerin, „liegt am Einsatz vieler Freiwilliger und dem Angebot von privaten Betten.“ Es kämen zwar viele erst einmal bei Verwandten und Freunden unter oder wollten nach Möglichkeit bald weiterreisen. Aber auch die Weiterreisenden müssten für ein, zwei oder mehr Nächte untergebracht werden. Die Kapazitäten dafür seien an ihre Grenzen gekommen.
In dieser akuten Notsituation startete #Unterkunft Ukraine. „Wir hatten am ersten Tag 100 Angebote“, erklärt PR-Mann Andreas Grafemeyer. „Am nächsten Tag waren es schon 1000, dann 10.000 – und am vierten Tag wurden mehr als 100.000 Unterkünfte deutschlandweit auf dem Portal angeboten.“ Es melden sich Menschen, die ein privates Zimmer oder auch eine ganze Wohnung für Geflüchtete aus der Ukraine zur Verfügung stellen wollen, ein Angebot für einige Nächte haben oder die Menschen auch für mehrere Wochen unterbringen können.
Aber viele potenzielle Helferinnen und Helfer kamen auch erst einmal mit Fragen: „Wir haben die gebündelt und beantworten die wichtigsten auf unserer Internetseite“, so Andreas Grafemeyer. Das betrifft beispielsweise die Dauer der Angebote, die Kontaktaufnahme und Vermittlung von Geflüchteten, Bedenken zu Sprachschwierigkeiten, aber auch rechtliche Informationen, Fragen zu Corona und dem Datenschutz.
Der Erfolg der Bettenbörse spricht für ihre Professionalität – und wird auch gestützt durch die vielen Partner, die der Initiative zur Seite stehen: etwa die GLS Gemeinschaftsbank, das Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de, Greenpeace und der soziale Träger KARUNA, der sich seit Jahren in Berlin in der Kinder- und Jugendhilfearbeit engagiert.
Rosemarie Mieder
Hilfreiche Adressen für Hilfswillige
Informationen zur deutschlandweiten Bettenbörse unter:
www.unterkunft-ukraine.de
Wer sich über die Informationen hinaus erkundigen möchte, kann das unter:
hilfe@unterkunft-ukraine.de
Weitere Informationen zu Unterkünften, aktivem Engagement, der Möglichkeit von Geld- und Sachspenden und angelaufenen Aktionen auch auf der Seite des Berliner Senats:
www.berlin.de/ukraine/helfen/ (nicht mehr online erreichbar)
Was Mieter rechtlich beachten müssen, wenn sie Geflüchtete in ihre Wohnung aufnehmen wollen, erläutert der Berliner Mieterverein unter:
www.berliner-mieterverein.de/aktuelle-mietrechts-tipps/faq-zur-aufnahme-von-gefluechteten.htm
rm
12.09.2024