Im Januar wurde der Grundstein für ein lesbisches Wohnprojekt in Mitte gelegt. Für diesen einzigartigen Ort mussten Frauen lange kämpfen – und am Ende viele Kompromisse eingehen.
„Das war keine einfache Geschichte“, umschreibt Initiatorin Jutta Brambach, Geschäftsführerin von RuT – Frauen Kultur & Wohnen“ den zehnjährigen Kampf. 2011 hatte sich unter dem Dach des seit 1989 bestehenden Vereins „Rad und Tat“ eine gemeinnützige GmbH gegründet, die die Idee eines generationsübergreifenden, inklusiven gemeinschaftlichen Wohnprojekts für lesbische und queere Frauen entwickelte. Eine Alternative zum Einzelwohnen gerade im Alter sollte es sein.
Die Suche nach einem Grundstück gestaltete sich – so ganz ohne Kapital in der Hinterhand – schwierig, zumal sich die Frauen nicht an den Stadtrand drängen lassen wollten. Aus dem Traum „Frauenraum in Frauenhand“ wurde daher nichts. RuT ist daraufhin eine Kooperation mit der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) eingegangen. Auf deren Grundstück in der Berolinastraße unweit des Alexanderplatzes entsteht nun durch eine Nachverdichtung ein achtstöckiger Neubau mit insgesamt 72 barrierefreien Mietwohnungen. Fünf davon sind rollstuhlgerecht.
In zähen Verhandlungen wurde ein Kooperationsvertrag mit der WBM ausgearbeitet, der auch ein Vorschlagsrecht von RuT für die Wohnungsvergabe vorsieht. Die Hälfte der Wohnungen wird dank Förderung zu Einstiegsmieten ab 7 Euro pro Quadratmeter vermietet.
„Ich freue mich, dass die WBM hier ein langersehntes Projekt für selbstbestimmtes und diskriminierungsfreies Wohnen realisiert“, erklärte die Senatsbaudirektorin und Staatssekretärin für Stadtentwicklung, Petra Kahlfeldt, bei der feierlichen Grundsteinlegung. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner lobte neben der energetischen Nachhaltigkeit vor allem die Einbindung in die Nachbarschaft. Ein lesbisches Mehrgenerationenhaus passe „hervorragend in die vielfältige und tolerante Metropole Berlin“.
Birgit Leiß
29.03.2024