Ein Hörsaal, in dem einst Tiere seziert wurden, die Apotheke, hinter deren Tresen Fontane Rezepturen mischte oder eine weltweit einzigartige Sammlung historischer Gaslaternen unter freiem Himmel, die in der Dämmerung zum Spaziergang einladen – Berlin hält Schätze bereit, die man abseits der Touristenströme suchen muss.

Jonglez Verlag, Paris, Berlin 2024, 21,95 Euro
Und manchmal nur mit dem Blick nach unten finden kann, weil sie buchstäblich auf der Straße liegen. Die Messing-Silhouette eines Kaninchens in der Chausseestraße 61 erinnert zum Beispiel an die tierischen Grenzgänger, die den breiten Todesstreifen zwischen Ost- und West-Berlin zu Hunderten bevölkerten und für die kein Schießbefehl galt. Oder das bunte Mosaik einer Kuh mit prallem Euter vor der Schöneberger Steinmetzstraße 22: Hier gab es bis 1981 den Milchhof Mendler. Mit über 80 Kühen war das die letzte Hofsennerei der Innenstadt.
Wer Lust auf eine Entdeckungsreise hat – ob im eigenen Kiez oder darüber hinaus, der sollte das Buch „Verborgenes Berlin“ in der Tasche haben. Bezirk für Bezirk weist es den Weg zu großen wie kleinen Highlights. Zum besonderen Wandgemälde in einem Hinterhof in der Fichtestraße und zur Lichtinstallation in einer Friedhofskapelle. Zu einer Sanddüne inmitten der Stadt und zum ältesten Stück der Berliner Mauer. Es ist übrigens ratsam, das Buch daheim durchzublättern und den Weg festzulegen. Denn von Ost nach West oder Nord nach Süd geht’s nur etappenweise. Berlin hat eben auch Berlinerinnen und Berlinern zu viel zu bieten.
kb
25.03.2025