Mangelhafte Regulierung des Wärmecontractings und fehlende Kontrolle der Heizpraxis führt vielerorts zu höherem Verbrauch und hohen Preisen, von denen die Versorgungsunternehmen profitieren. Das könnte Anreize für die Contractoren schaffen, den Heizungsverbrauch künstlich in die Höhe zu treiben.

Beim Wärmecontracting betreiben Vermieter:innen nicht selbst eine Heizungsanlage für ihre Wohnungen, sondern sie beziehen die Wärme als Dienstleistung von einem Unternehmen, das die Heizungsanlagen erforderlichenfalls installiert, unterhält und wartet, dem „Contractor“. In vielen Fällen läuft allerdings einfach die schon vorher betriebene Heizungsanlage weiter. Die Kosten für den Einsatz des Contractors werden in der Regel auf die Mieter:innen umgelegt. Rechtliche Schlupflöcher haben in den vergangenen Jahren zu extremen Heizkostennachforderungen geführt (hierzu unser Beitrag im MieterMagazin 12/2024: „Die Heizkostenmaschine: Abrechnung überprüfen, Fehler erkennen“).
Die Contractoren oder Contracting-Unternehmen sind oft Tochterfirmen der Auftraggeber:in, also der Vermieter:in. Vonovia bezieht beispielsweise in vielen Fällen Wärme von Unternehmen, an denen sie selbst beteiligt ist. Lukrativ ist das Wärmegeschäft aber nicht nur für die großen Player. „Wir beobachten dieses Muster auch im Kleinen“, erläutert Zakaria Said, stellvertretender Landesvorsitzender des DMB Sachsen-Anhalt. Der Eigentümer gründe dann eine Firma – nennen wir sie hier ‚MM Energy‘ – die die Heizungsanlage für die jeweilige Immobilie übernimmt – und fertig ist das Vermieter-Contractoren-Konstrukt.
Die ursprüngliche Idee beim Contracting war, einen finanziellen Anreiz für den Wärmelieferanten zu schaffen, damit die Heizungsanlage effizienter betrieben wird, während der Preis für die Mieter:innen gleich bleibt (siehe Info unten). In Wirklichkeit scheint es jetzt so zu sein, dass ein höherer Profit durch mehr verkaufte Wärme erzielt wird, wobei die Mieter:innen keinen Einfluss darauf haben, wie die Contracting-Firma die Wärmelieferung beziehungsweise Beheizung praktisch betreibt.
Heizungsanlagen über Jahre falsch eingestellt
Das Medienunternehmen „Correctiv“ berichtete bereits im November von einem gerichtlichen Gutachten aus dem Jahr 2018, aus dem hervorgeht, dass der Wärmelieferant Techem Energy Contracting GmbH, heute Techem Solutions GmbH, die Heizanlage in einer Berliner Wohnanlage offenbar über Jahre hinweg falsch eingestellt hatte. Damit habe sich der Energieverbrauch erhöht. Das Gutachten zeigt unter anderem, „dass die Heizung auch im Sommer in Betrieb war, Anlagen so eingestellt waren, dass die Temperatur in den Wohnungen übermäßig hoch war und dadurch 30 Prozent mehr Energie verbraucht wurde als nötig“, so Correctiv. Vorsätzliches Handeln hatte Techem damals Correctiv gegenüber bestritten.
Auch in Magdeburg ist das Problem bekannt. Der dortige Mieterverein unterstützt zurzeit eine Klage wegen des Verstoßes gegen das Wirtschaftlichkeitsgebot gegen einen Vermieter in einem Objekt mit den deutschlandweit höchsten Heizkosten. Auch hier waren die Heizungsrohre im Sommer heiß und der Verbrauch, gemessen am Heizspiegel, übermäßig hoch, so Said.
Vorsatz nachzuweisen wird prinzipiell nicht einfach sein. In jedem Fall ist aber schon die Möglichkeit ein Problem, dass Contracting-Unternehmen – und teilweise auch die beteiligten Vermieter:innen – von einem aufgeblähten Verbrauch finanziell profitieren könnten.
Tobias Becker
Ursprünglich anders gedacht
Gewerbliche Wärmelieferung („Contracting“) gibt es seit den 1990er Jahren. Die ursprüngliche Idee war, dass der Contractor eine moderne Heizungsanlage installiert oder eine bestehende modernisiert und dafür Investitionen vornimmt, die Vermietende nicht tragen können oder nicht tragen wollen. Die Investitionen sollten sich für den Contractor durch die langen Vertragslaufzeiten von 10 bis 15 Jahren amortisieren. Auch Bewohner:innen und Umwelt sollten von der Effizienz der modernen Anlagen profitieren – durch sparsamen Verbrauch und geringere Emission. In der Realität agieren viele Contractoren allerdings nicht gemeinwohlorientiert, sondern fühlen sich nur ihrer Profitmaximierung verpflichtet. Der Gesetzgeber hat es bisher versäumt, Mensch und Umwelt ausreichend davor zu schützen.
tb
26.03.2025