Der umstrittene Immobilienkonzern Heimstaden möchte mit seiner Mieterschaft nur noch digital kommunizieren, genauer gesagt: über das Online-Portal „MyHome“. Die E-Mail-Adressen des Unternehmens wurden vor Kurzem abgeschaltet, die Service-Hotline ist nur noch für Notfälle erreichbar. „Dreist“ nennt der Berliner Mieterverein dieses Vorgehen.

Foto: Peter Homann/Gegendruck
„Heimstaden macht sich vom Acker“ – unter dieser Überschrift kritisiert die Initiative „StopHeimstaden“ zusammen mit dem Mieterverein zu Hamburg und „Mieter helfen Mietern – Hamburger Mieterverein e. V.“ den Digitalzwang. Als Parallelangebot sei eine digitale Kommunikation okay, meint eine Berliner Sprecherin von StopHeimstaden: „Aber was ist mit Menschen, die nicht im Internet unterwegs sind?“
Dazu kommt, dass Guthaben aus der Nebenkostenabrechnung nur dann erstattet werden, wenn über das Portal die Bankverbindung hinterlegt wird. Eine andere Option wird in den Abrechnungen nicht genannt. „Hier soll den Mieter:innen die Nutzung einer Software aufgezwungen werden. Das ist mietrechtlich nicht zulässig und begegnet datenschutzrechtlichen Bedenken,“ stellt Marc Meyer, Berater beim Verein „Mieter helfen Mietern“, klar.
Von einem Missverständnis spricht Michael Lippitsch, Pressesprecher von Heimstaden, in einer Stellungnahme an das MieterMagazin. Er betont, dass die Service-Hotline nach wie vor für alle Mieteranliegen erreichbar sei, „auch für den tropfenden Wasserhahn“. Man wolle mit der Umstellung lediglich dazu animieren, möglichst das Portal zu nutzen, um die Wartezeiten in der Telefonwarteschleife zu reduzieren. Aber warum kommt das dann anders bei den Mieterinnen und Mietern an? Einfach deshalb: Auf den Aushängen in den Häusern steht explizit, die Telefon-Hotline sei nur vorgesehen für Notfälle wie „Havarien, Heizungsausfälle, massive Wasserschäden oder Rohrbrüche“.
Dass viele kein Vertrauen in den Datenschutz bei Heimstaden haben, ist nachvollziehbar. „Ein seriöser Umgang mit Daten scheint bei Heimstaden nicht gegeben, wenn man sich die fehlerhaften Mieterhöhungen bei der letzten Erhöhungswelle anschaut“, sagt Marc Meyer. Auch in Berlin wurden massenhaft fehlerhafte Mieterhöhungen verschickt. Später entschuldigte sich das Unternehmen: „IT-Fehler“ seien schuld.
Mieter:innen ausschließlich auf digitale Kanäle zu verweisen, ist nach Einschätzung des Berliner Mietervereins nicht zulässig. Das sei in der freien Wirtschaft, etwa bei einer Bank, etwas anderes als bei etwas so Existenziellem wie einem Mietverhältnis, erklärt BMV-Geschäftsführer Sebastian Bartels.
Birgit Leiß
Die Mieter:innen-Initiative StopHeimstaden hat eine Petition gestartet, die ein Recht auf Leben ohne Digitalzwang fordert:
civi.digitalcourage.de/recht-auf-leben-ohne-digitalzwang
Homepage der Initiative:
www.stopheimstaden.org
25.03.2025